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Clemens M. Hutter

STADTWANDERN
IN SALZBURG

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2017 Verlag Anton Pustet

5020 Salzburg, Bergstraße 12

Sämtliche Rechte vorbehalten.

Coverbild: ©auphoto 2017

Mit Genehmigung von shutterstock.com

Grafik, Satz und Produktion: Tanja Kühnel
Lektorat: Marlene Kühn

Dieses eBook ist auch als gedrucktes, durchgehend bebildertes Buch erschienen: ISBN 978-3-7025-0857-9

eISBN 978-3-7025-0842-1

www.pustet.at

Inhalt

 

Auftakt – Gehen, schauen und staunen

 1 

Wenn die Altstadt schläft

 

Ein frühmorgendlicher Spaziergang ohne Getümmel und Gedränge.

 2 

Durch zwei Jahrtausende spazieren

 

In eineinhalb Kilometern von römischen Mosaiken bis zur Postmoderne.

 3 

In einer Stunde rund um die Festung

 

Vom Brunnhaus zum Bürgermeisterloch bis zum Nonnberger Tor.

 4 

Die Festung in Ruhe erkunden

 

Eine zweistündige Zeitreise durch die Entwicklung des Festungsbaus.

 5 

Die Müllner Schanze

 

Eine halbstündige Wanderung durch eine frühere »Wehranlage gegen Ketzer« und ein Klettergarten mitten in der Stadt.

 6 

Vom kleinen Spital zur Universitätsklinik

 

Ein lehrreicher Spaziergang auf dem Gelände der Salzburger Landeskliniken.

 7 

Bauernland auf dem Mönchsberg

 

Ein einstündiger Spaziergang vom Mönchsberglift bis zum Festspielhaus.

 8 

Der Traum vom »Loch durch den Berg«

 

Ein halbstündiger Spaziergang durch ein bedeutendes Kapitel der Stadtgeschichte und zum Schauplatz einer beispiellosen Blamage.

 9 

Bergputzer – ein weltweit einzigartiger Beruf

 

Eine einstündige Wanderung über den Mönchsberg.

10

Salzburg – von Hochwasser geplagt

 

Eine einstündige Wanderung zu den historischen Marken verheerender Hochwasser.

11

Der Almkanal – Surfen auf einer »stehenden Welle«

 

Eine rund sieben Kilometer lange Radwanderung, die Technikgeschichte und Wellenreiten verbindet.

12

Wie das Flussbett der Salzach zum Bauland wurde

 

Ein halbstündiger Spaziergang an beiden Ufern sorgt für Aha-Erlebnisse.

13

Zwischen den Zeiten

 

Ein einstündiger Spaziergang vom Mittelalter bis in die Gründerzeit.

14

Wie eine Au zum Park mutierte

 

Ein geschichtsträchtiger Spaziergang durch den Volksgarten.

15

Ein Besuch im antiken Götterhimmel

 

Ein kleiner mythologischer Spaziergang durch den Mirabellgarten.

16

Im Zwerglgarten stehen keine Zwerge

 

Ein kurzer Spaziergang durch ein barockes Ratespiel.

17

Salzburgs Durchhäuser

 

Ein einstündiger Zickzack-Spaziergang durch die mittelalterliche Bürgerstadt.

18

Die »Rasende Eierspeis« in der Altstadt

 

Ein halbstündiger Spaziergang auf den Spuren der »Gelben Elektrischen«.

19

Reise ins Ferienland Balkonien

 

Ein einstündiger Spaziergang durch Maxglan.

20

Historische Fundgrube Gaisbergplateau

 

Von Hexentänzen und Zahnradbahn bis zur Radar-Forschungsstätte und einem Flugzentrum.

21

Anhimmler und Abkanzler

 

Ein Gedankenspaziergang zwischen Lob und Kritik.

 

»Kaputte« Altstadt und diverse Bausünden

22

Stadtgeschichte in lateinischen Inschriften

 

Eine halbstündige Lektion »per pedes« vor dem Dom und rings um die Residenz.

23

Wo Mozart lebte

 

Eine eineinhalbstündige Wanderung auf den Spuren des weltberühmten Komponisten.

24

Strahlende Sterne am Musikhimmel Salzburgs

 

Ein einstündiger Rundgang beweist, dass Salzburg mehr als ein musikalisches »Wunderkind« hervorbrachte.

25

Bedeutend, aber »unberühmt«: Frauenschicksale in Salzburg

 

Eine einstündige Wanderung, die den besonderen Leistungen einiger einflussreicher Damen gewidmet ist.

26

Vier Riesen der Wissenschaft

 

Ein kurzer, aber eindrucksvoller Spaziergang vom Platzl zur Andräkirche.

27

Hexenhysterie in Salzburg

 

Ein einstündiger Rundgang auf den Spuren des Hexenwahns.

28

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Salzburg

 

Eine vier Kilometer lange Zeitreise durch Salzburgs siebenjährige Nacht des Naziterrors.

 

Weiterführende Literatur

Gehen, schauen und staunen

Eindringlich riet Hermann Bahr 1915 einigen Freunden, statt in Italien doch mal wieder Urlaub in Salzburg zu machen: »Das ist nämlich ein Irrtum, wenn Ihr meint, Salzburg zu kennen. Es ist die geheimnisvollste Stadt auf deutscher Erde, das schönste Denkmal unserer ewigen Sehnsucht nach Form. Es ist die Mozartstadt. Auch wenn Mozart in Insterburg geboren wäre, wäre doch Salzburg die Mozart-Stadt.«

Bahr hätte diesen Brief per Postwurf auch an alle Salzburger schicken können. Wir Salzburger sind nämlich die Einheimischen; wie überall auf der Welt sind das jene ganz normalen Leute, die übrigbleiben, wenn die Touristen wieder weg sind.

Wir kennen natürlich unsere Stadt und ihre Highlights, von der Festung über den Open-Air-Jedermann bis zu Sound of Music. Wir vermarkten Mozart als Kunst und Kugel an den Tourismus. Unser Flughafen heißt Airport, damit das internationale Publikum weiß, dass wir zweisprachig sind: Soizbuagarisch und global basic English. Und so können wir den internationalen Gästen nötigenfalls auf Englisch ausdeutschen, welche »Events« an welchen »Locations« gerade in sind.

Das reicht gewiss für eine »weltmännische« Aura. Deshalb ärgert uns vielleicht auch ein Satz der Spottdrossel Karl Kraus: »Hätten die Salzburger Salzburg gebaut, wär’ bestenfalls ein Linz daraus geworden.« Kraus verschweigt aber, warum Nicht-Salzburger diese Stadt gebaut haben: Der 1466 verstorbene Kardinal Burkhard von Weißpriach war der letzte Salzburger auf dem Bischofsstuhl St. Ruperti. Fortan wählte das Domkapitel bis zum Ende des Kirchenstaates Salzburg (1803) immer deutsche »Ausländer« zum Erzbischof und Landesherrn – Vorarlberger, Welschtiroler, Kärntner, Steiermärker, Wiener oder Böhmen. Diese Fürsten brachten andere Baustile in die Stadt. Ihnen verdankt Salzburg letztlich ihre architektonische Vielfalt. Läge Salzburg geografisch nicht so ausnehmend günstig, hätte es auch keinen Nicht-Salzburger hierher gezogen. Und warum nicht architektonische Qualität kaufen, wenn sie günstig zu haben ist, ausgezeichnet in die Landschaft zwischen Hochgebirge und Flachland passt, Bewunderer sowie Kritiker inspiriert und schließlich auch zum »Weltkulturerbe« taugt ?

Immerhin hat Oskar Kokoschka in Salzburg die »Schule des Sehens« erfunden: Zu sehen beginnt man, sobald man die Aufmerksamkeit frei macht für unauffällig Gefälliges, unaufdringlich Eindringliches und zeitlos Zeitgemäßes. Darin liegt der Fortschritt vom »Sehen« zum »Wahrnehmen«.

Im Salzburger Gewebe von ineinander- und übereinanderfließenden Stilen und Zwecken, von Kirchen- und Kriegsbauten, von Protz, Pietät und Peinlichkeit verfängt sich der Blick recht leicht. Also raten Bahr, Kokoschka und Kraus zum vergnüglichen Versuch, diese Stadt langsam zu erkunden – und diesem Rat wollen wir folgen.

Dabei ist es nützlich, ein paar Dinge zu beachten:

image JOGGINGSCHUHE dämpfen die Wirkung des Pflastertretens auf Gelenke, Wirbelsäule und Stimmung.

image GEHZEITEN sind netto ohne Rasten und Schauen großzügig bemessen.

image FAHRRADFAHREN verkürzt viele Wanderungen auf rund ein Drittel der Gehzeit. Übrigens tauchte das erste Fahrrad in Salzburg im Jahr 1869 auf und kostete nach dem Geldwert von 2016 umgerechnet rund 450 Euro. Die Stadt erwies sich schon damals als fantasievoll und molk die Radler sofort mit einer Fahrradsteuer.

image AUSSICHT ist auf den Stadtbergen besonders vom Spätherbst bis ins Frühjahr lohnend, wenn kein Grünzeug die Sicht auf das Weltkulturerbe verstellt.

image DURST entsteht beim Wandern, deshalb sollte man zwischendurch etwas trinken, damit der Wasserhaushalt des Körpers in Ordnung bleibt. Diesen komplizierten physiologischen Vorgang bringt eine Inschrift im Bräustübl klar auf den Punkt: »Trinken lernt der Mensch zuerst, viel später erst das Essen, drum soll er auch aus Dankbarkeit das Trinken nicht vergessen.«

 1 

Wenn die Altstadt schläft

Ein frühmorgendlicher Spaziergang ohne Getümmel und Gedränge.

»Morgenstund’ hat Gold im Mund« behauptet ein Sprichwort, obschon zu dieser Zeit eine Tasse Kaffee die Reise aus dem Land der Träume in den Alltag nachhaltiger zu erleichtern pflegt. Die oftmals verhasste Morgenstund’ bietet allerdings auch ein Erlebnis der Sonderklasse, falls man sich denn vom wohligen Polster losreißt und um 5 Uhr auf das Fahrrad schwingt, um im gemütlichen Tempo und ungehindert kreuz und quer durch die menschenleere Altstadt zu radeln. Denn es bleibt nicht viel Zeit, bis sich das gewohnte Leben auf den weiten Plätzen und in den engen Gassen wieder rührt.

Beginnen wir die Fahrt durch das schlafende Salzburg beim Mozartdenkmal auf dem Mozartplatz und spitzen wir erst einmal die Ohren. Da plätschert doch etwas sehr beruhigend in die ungestörte Stille hinein? Der Residenzbrunnen! Kein Geräusch trübt diesen Ohrenschmaus – keine trippelnden Pferde vor Kutschen, denen der radelnde »Rossknödelsammler« folgt, um sofort zu beseitigen, was Naserümpfen hervorrufen könnte, kein Taxi, das Gäste zu und von den Hotels in der Fußgängerzone befördert, keine Touristen, die ihr Vergnügen deutlich zu Gehör bringen und es mit Selfies für die Nachwelt retten, keine angeheiterten Nachtschwärmer und kein Polizist, denn um diese Zeit stört nichts die Ordnung. Lediglich das Schlagwerk der Domuhr zählt zu jeder Viertelstunde laut den Ablauf der Zeit herunter. Allenfalls begegnet man einigen Menschen, die ihr Tagwerk nachts erledigen, damit die technische und soziale Infrastruktur der Stadt funktioniert. Oder eine Kehrmaschine könnte über den Asphalt brummen, weil jetzt der gründlichen Säuberung der Straßen niemand im Weg steht.

Auch auf dem Alten Markt plätschert der Florianibrunnen leise vor sich hin, noch ungestört vom Plaudern der später eintreffenden Kunden am Würstlstand. Vor einigen Jahrzehnten hätte ein Radler auf diesem Platz gut aufpassen müssen, dass er nicht in den Schienen der Gelben Elektrischen stürzt. Diese Straßenbahn rumpelte vom Hauptbahnhof durch die Altstadt und das Neutor in die Riedenburg.

Es lohnt sich, einen Abstecher vom Rathaus über die Staatsbrücke zum Platzl zu machen, denn nur am frühen Morgen hat ein Radfahrer hier die Fahrbahn für sich allein. Zu dieser Uhrzeit rauscht hier nur die Salzach und nicht der Autoverkehr.

In der »Shoppingmeile« Getreidegasse verbergen frühmorgens noch etliche Rollläden die verlockenden Angebote in den Auslagen. Und auf der Fahrbahn ist uneingeschränkt Platz, was angesichts des sonst üblichen Gedränges schwer vorstellbar ist. Sogar die verwinkelte Einbahnregelung vom Bürgerspitalplatz über den Museumsplatz zum Franz-Josefs-Kai lässt kein Missbehagen aufkommen.

Die von großen Fresken gezierte Pferdeschwemme auf dem Herbert-von-Karajan-Platz bietet erneut beruhigendes Plätschern. Rossknechte führten einst die mindestens 130 Pferde der fürsterzbischöflichen Kavallerie aus der vornehmen Hofstallung – dem heutigen Festspielhaus – zur gründlichen Reinigung in dieses Wasserbecken aus. Hier ist gut rasten und es fällt leicht, vom Stress des Alltags zu entschleunigen, weil nichts zur Eile anspornt. Die breite Hofstallgasse lenkt den Blick auf den Turm von St. Peter. Das gleiche Ziel bietet die Sichtachse durch die östlich gelegene Kapitelgasse westwärts – eine architektonische Würdigung des Bauwerks, um das sich im Lauf von 14 Jahrhunderten die Stadt Salzburg entwickelte. Drei Inschriften in der Hofstallgasse sollten einem nicht entgehen: Über dem zweiten Prunkportal des Festspielhauses steht auf Lateinisch, dass Fürsterzbischof Wolf Dietrich diesen »Pferdestall« samt einem Speicher für reichlich Feldfrüchte im Jahr 1607 errichtet habe. Und über der obersten Fensterreihe steht in lateinischem Hexameter-Versmaß mit Großbuchstaben ein Gruß an die Festspielgäste: »Das heilige Haus der Muse steht den vom Gesang Begeisterten offen, als Verzückte trage uns die Gottheit himmelwärts.« Schräg gegenüber erinnert eine Tafel am Haus Nr. 2 daran, dass die Musikschule (das heutige Mozarteum) von ihrer Gründung 1880 bis 1914 in diesem Gebäude, das heute als Universitätsbibliothek genutzt wird, vor allem dem Zweck diente, »die Tonkunst und den Mozartkult zu pflegen und zu fördern«.

Die breite Hofstallgasse mündet in die enge Franziskanergasse, die uns durch die Dombögen auf den vornehmen Domplatz entlässt. Der »Jedermann«-Schauplatz wirkt in der Morgenstille wie eine Vorhalle der Kathedrale. An der Fassade findet sich die lateinische Inschrift: »Dies ist das Haus Gottes, in dem sein Name angerufen wird.« Jenseits der rechten Dombögen, die den Dom mit dem Kloster St. Peter verbinden, abermals ein Plätschern – dieses Mal von der auf dem Kapitelplatz befindlichen Pferdeschwemme des Landesherrn und Erzbischofs Firmian. Hinter dem großzügigen Wasserbecken beherrscht eine Darstellung aus der antiken Mythologie die Szene: Neptun, der Gott des Meeres, reitet mit Dreizack statt Zepter auf einem wasserspeienden Meeresross geradewegs auf den Betrachter zu – und kommt doch seit fast 300 Jahren nicht von der Stelle.

Um die Apsis des Doms herum und über den Residenzplatz radeln wir wieder zurück zum Mozartdenkmal und lauschen zum Abschied von der vielleicht noch immer schlummernden Altstadt abermals dem Plätschern des Residenzbrunnens – sofern der Verkehr noch nicht über den Rudolfskai anrollt.

An dieser Stelle bietet sich noch ein stilgerechter Abschluss dieses Erlebnisses: Durch die Pfeifer- oder Kaigasse auf den Kajetanerplatz und rund um das Schanzl zur Erhardkirche in Nonntal. Unterhalb des Portals ist gut rasten, und wieder plätschert ein Brunnen, der uns besinnlich stimmt ehe die Pflichten des Alltags gebieterisch rufen.

 2 

Durch zwei Jahrtausende spazieren

In eineinhalb Kilometern von römischen Mosaiken bis zur Postmoderne.

Im Innenhof des Wallistrakts (Franziskanergasse 1; Achtung – der Hof ist am Wochenende nicht geöffnet) starten wir unseren Weg durch knapp zwei Jahrtausende. Unter den Arkaden an der Nordseite des Innenhofs befinden sich die Reste zweier römischer Mosaikböden aus dem dritten Jahrhundert. Eines der Mosaike sticht besonders ins Auge: Rund 9 000 Steinchen je Quadratmeter, kunstvolle Bandornamente in herzähnlicher Form und reiche Farbenvielfalt. An einem Quadratmeter musste ein antiker Steinsetzer etwa eineinhalb Tage lang arbeiten, so ein Meisterwerk konnten sich also nur Begüterte leisten. Gleich daneben findet sich ein einfacherer Mosaikboden mit »nur« rund 6 000 Steinchen je Quadratmeter und ohne Ornamentik.

Verlässt man den Hof, steht man nun vor dem gewaltigen gotischen Chor der 1432 fertiggestellten Franziskanerkirche und manch einer hat vielleicht den Eindruck, dass da doch irgendetwas fehlt. Die für die Gotik sonst typischen Strebepfeiler als Stütze des Gewölbes wurden bei diesem Bau nämlich in den Innenraum verlegt, weshalb der Bau des ab dem 17. Jahrhundert eingefügten Kapellenkranzes rings um den Hochaltar erst möglich wurde. Betritt man die Kirche durch das Hauptportal, besticht vor allem der Kontrast zwischen dem lichten Chor und dem düsteren romanischen Langhaus aus dem 12. Jahrhundert.

Gegenüber der Mündung der Sigmund-Haffner-Gasse ist eine Gedenktafel am Franziskanerkloster einen Blick wert. Von 1938 bis 1945 übte die Gestapo in diesem Gebäude ihren »Terror von oben« aus. An die 2 000 Personen wurden hier in die Mangel genommen, rund ein Viertel von ihnen wurde ins KZ weitergeschickt – und damit meist in den Tod.

Der nächste Kontrast im Stadtbild: Der 1936/37 von Clemens Holzmeister errichte moderne Bühnentrakt des kleinen Festspielhauses, das zwischen 1926 und 1969 durch den Umbau der im 17. Jahrhundert erbauten fürsterzbischöflichen Hofstallungen entstanden ist. Gegenüber dem Bühnenhaus gelangt man durch ein Tor in den Innenhof des »Collegium Benedictinum« der Abtei St. Peter. Dieses 1924 bis 1926 errichtete Collegium ist zwar ebenfalls modern, fügt sich aber unaufdringlich in die Gesamtanlage des Klosters ein, was der Vergleich mit dem Stiftshof aus dem 17. Jahrhundert, den man durch ein Durchhaus erreicht, bestätigt. Dieser Hof wird von der Stiftskirche beherrscht – im Kern ein romanischer Bau aus dem frühen 12. Jahrhundert, der im 17. Jahrhundert barockisiert und schließlich, zwischen 1760 und 1766, mit grünem Rokoko-Stuck versehen wurde, weshalb sich ein Zeitgenosse in eine Weinlaube versetzt wähnte, wie eine kleine Anekdote aus den Archiven der Diözese erzählt.

Im Jahr 582 vom heiligen Rupert auf den Ruinen Iuvavums gegründet, gilt St. Peter als Keimzelle Salzburgs. Zu jedem Kloster gehörte früher auch die Speisung der Armen und Bedürftigen. Die Abtei im »Peterskeller« verköstigt auch heute noch ihre Gäste, wenn auch auf andere Art und Weise. Bemerkenswert ist daher die lateinische Inschrift über dem inneren Eingang dieser gastlichen Stätte: »Kilian, durch Gottes Gnade Abt dieses Klosters, hat gewissermaßen zum Gemeinwohl diesen Weinkeller 1529 vergrößert.«

Gleich neben dem Peterskeller befindet sich der Durchgang zum Petersfriedhof, der eingebettet zwischen Mönchsbergwand, Festungsberg und Klosterkirche liegt. Dieser kleine Gottesacker gilt aufgrund seiner Lage und der Gruftarkaden als besonders stimmungsvoll. Dazu tragen auch die gotische Margarethenkapelle (1485/91) und die sogenannten Katakomben – zu Kapellen ausgestaltete abgemauerte Höhlen – in der Mönchsbergwand bei. Allem Anschein nach wurden diese Höhlen in frühchristlicher Zeit von Eremiten bewohnt.