image

NICOLE WILDE

image

MENSCHENTRAINING

FÜR

HUNDETRAINER

Wie man mit Hundehaltern
als Kunden umgeht

image

KYNOS VERLAG

Englische Originalausgabe »It’s Not the Dogs, It’s the People!« erschienen bei Phantom Publishing,

P.O. Box 2814, Santa Clarita, CA 91386, USA

© für die deutsche Ausgabe 2005

KYNOS VERLAG Dr. Dieter Fleig GmbH

Konrad-Zuse-Straße 3 · D-54552 Nerdlen

Telefon: 06592 957389-0 · Fax: 06592 957389-20

www.kynos-verlag.de

ebook-Ausgabe 2011, der Printversion 5. Auflage 2010

Titelillustration: Jack L. McDonald

Übersetzt aus dem Englischen von Ariane Ullrich

ISBN 978-3-942335-38-6

image

Mit dem Kauf dieses Buches unterstützen Sie die

Kynos Stiftung Hunde helfen Menschen.

www.kynos-stiftung.de

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgeset - zes ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikrover - filmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

INHALTSVERZEICHNIS

Einführung

Das erste Treffen

Kapitel 1: Schön, Sie kennen zu lernen!

Der erste Eindruck/Ich fühl’ mich ganz entspannt …/»Was für ein entzückendes Porzellanschweinchen!«/Die Beziehung aufrechterhalten

Kapitel 2: Schreiben Sie Geschichte: Die Bestandsaufnahme

So bauen Sie die Bühne auf/Verstehen Sie mich?/Gibt es sonst noch etwas?/Ah, eins noch …

Kapitel 3: Grundlegende Menschen-Trainingstechniken

Behandeln Sie Ihre Kunden wie Hunde/Arten des Lernens/Arbeiten Sie in kleinen Schritten/Positive Bestärkung/Bleiben Sie beim Machbaren

Kapitel 4: Redekompetenz

So einfach wie möglich/Noch einmal …/Mit Worten malen …/Sinnvolle und weniger sinnvolle Formulierungen/Passen Sie sich Ihren Kunden an/Das ist wie … eine Analogie

Kapitel 5: Handzettel als Helfer

Bewährtes und Erprobtes/Hausaufgabenbögen

Kapitel 6: Wie man Horden wilder Menschen trainiert

Die Größe spielt eine Rolle!/Nimm’s leicht/Auch der Kursaufbau spielt eine Rolle/»Sie da drüben! …«/Bleiben Sie am Ball/Hallo Wach!/Etwas Spaß muss sein/»Oh, ich möchte auch eins!«/Der Kursabschluss

Kapitel 7: Schwierige Persönlichkeitstypen

Wir sind auch nur Menschen/Zehn heiße Tipps zum Coolbleiben

Kapitel 8: Alleswisser-Albert und Diskutier-Dieter

Kapitel 9: Arme Anne

Kapitel 10: Beachtemich-Britta

Kapitel 11: Geschichten-Gerda

Kapitel 12: Lustloser Ludger und Zerstreute Zoe

Drei Schlüssel zum Erfolg/Erfolge sichtbar machen und erkennen/Zeitmanagement/»Wieso ich?!«/Eine Sache der Wahl – motivierte Kunden/Es gibt mindestens einen in jeder Gruppe

Kapitel 13: Undurchschaubare Uschi

Kapitel 14: Wütende Vera

Familienangelegenheiten

Kapitel 15: Die ganze Familie

Der Familienzwist/Der Trainer zwischen den Stühlen/Wir sind ein Team/Du behandelst mich wie einen Hund!

Kapitel 16: Mit Kindern arbeiten

Kinder sind nicht unsichtbar/Training sollte Spaß machen/Training für kleine Kinder/»Kindisch« reden/Trainingstipps

Weitere wichtige Dinge

Kapitel 17: Schwierige Situationen

Unrealistische Erwartungen/Begrenzte Wahrnehmungen/Besser spät als nie?/Emotionale Erpressung/Weiche Besitzer und harte Realität/Erfolgsgarantieen/Wenn der Hund misshandelt wird/Vom Feilschen …/Heiße Eisen/Berauschte Kunden/Ich habe einen Bekannten/»Mir ist etwas dazwischen gekommen …«

Kapitel 18: Persönliche Sicherheit

Wie mir die Augen geöffnet wurden/Hören Sie auf Ihren Instinkt/Telefonische Abfrage/Präventivmaßnahmen/Nehmen Sie ein Handy mit/Was man noch mitnehmen kann/Am Ort des Geschehens/Im schlimmsten Fall

Kapitel 19: Pflegen Sie den besten Freund des Hundes

Was ist das Problem?/Bauen Sie Stress ab und bleiben Sie im Gleichgewicht

Anhang / Zum Weiterlesen

»Wir hätten als Hundetrainer keine Arbeit, wenn Hunde keine menschlichen Halter hätten. Wir retten gleichzeitig Hund und Mensch.«

Janet Smith, Trainerin und Verhaltensspezialistin

EINFÜHRUNG

Das Telefon klingelt. Eine aufgebrachte Stimme sagt: »Sie müssen mir helfen! (Hechel, hechel). Mein Name ist Buddy. Ich kann nicht aufhören, Menschen anzuspringen. Die Kinder fallen hin, wenn wir spielen. Das Allerschlimmste ist …« (die Stimme wird zu einem verschwörerischen Flüstern) »Ñ ich habe Frauchen und Herrchen reden hören und ich glaube, ich bin vielleicht hyperaktiv!« Zu schade, dass dieser Anruf nie wahr werden wird. In einer idealen Welt würden uns Hunde ihre Probleme direkt erzählen und wir würden ihnen helfen, sie zu lösen. Leider sind es nicht die Hunde, die anrufen und uns um Hilfe bitten.

Fragen Sie einen beliebigen Trainer, wer schwerer zu trainieren ist, Hund oder Mensch, und Sie werden ein eindeutiges Ergebnis zugunsten der Zweibeiner bekommen. Viele Hundetrainer sind aus Liebe zum Hund zu ihrem Beruf gekommen. Andere (mich selbst inbegriffen) haben wahnsinnig viel Geduld selbst mit den schwierigsten Tieren. Wenn ich mit dem Hund eines Kunden arbeite, höre ich oft Kommentare wie »Sie sind ja soo geduldig!« Zwar würde ich dann gern herausplatzen: »Ha! Sie sollten mich mal im Straßenverkehr erleben!«, aber diese Kunden haben trotzdem recht, wenn es ums Training geht. Wenn ich konzentriert bin, befinde ich mich in einem Zen-ähnlichen Zustand, in einer Art kosmischer Trainings-Zone und habe unbegrenzte Geduld. Dann bin ich die Person, die ich im wirklichen Leben gern sein würde. Die zwischenartliche Kommunikation fließt, während Trainer und Hund einen komplizierten Tanz aus Körpersprache und Verstehen aufführen. Habe ich die gleiche Geduld mit Menschen? Ich versuche es! Viele Trainer genießen die Arbeit mit beiden, Hunden und Menschen. Glücklicherweise macht es auch mit den meisten Menschen Spaß zu arbeiten, genau wie mit ihren Hunden. Aber während wir das Lernverhalten beim Hund kennen und akzeptieren, ärgern wir uns häufig über die menschliche Hälfte des Paares.

Machen wir uns nichts vor, wir sind auch nur Menschen und jeder von uns hat bestimmte Persönlichkeitstypen und bestimmte Themen, die ihn zur Weißglut treiben. Ganz egal, wie ruhig jemand normalerweise ist oder wie positiv das Training auch gestaltet sein mag, es gibt zwangsläufig für jeden Trainer, der mit Menschen arbeitet, persönliche Herausforderungen.

Wenn Besitzer erst um Hilfe mit ihren Hunden bitten, haben sie einen Punkt erreicht, an dem sie ein Problem nicht mehr allein bewältigen können. Sie fühlen sich möglicherweise frustriert, verärgert oder hilflos. Sie glauben vielleicht sogar, dass sie das Problem irgendwie selbst verursacht haben. Fälle, die mit ernsten Themen wie zum Beispiel Aggression zu tun haben, können für den Besitzer emotional besonders schmerzvoll sein. Wenn Sie derjenige sind, der um Hilfe gebeten wird, kann die Art und Weise, wie Sie darauf antworten, nicht nur große Auswirkungen auf die Gefühle der Person haben, sondern auch darauf, ob der Hund letztendlich die Hilfe bekommt, die er benötigt.

Stellen Sie sich vor, jemand, der sich schon sehr schlecht fühlt, bekommt zu hören: »Haben Sie etwa wirklich gedacht, es hilft, wenn Sie an Buddy herumreißen, wenn er zu anderen Hunden hinzerrt? Kein Wunder, dass es schlimmer geworden ist!« Im Gegensatz zu: »Ich kann verstehen, dass Sie das stört. Prima, dass Sie den ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht und Hilfe gesucht haben. Nach dem zu urteilen, was Sie mir erzählt haben, klingt es so, als ob das Problem zu lösen wäre.« Die erste Antwort lässt den Kunden sich noch schuldiger und hoffnungsloser fühlen, während die zweite Hoffnung und Unterstützung anbietet.

Obwohl ein Abschluss oder ein Hintergrund in Psychologie oder Sozialarbeit helfen kann, ist er nicht zwingend notwendig, um effektiv mit Kunden umgehen zu können. Manche Trainer können das intuitiv. Aber auch wenn das bei Ihnen nicht der Fall ist, können Sie Ihre Fähigkeiten zum Arbeiten mit Menschen genauso verbessern wie die zum Arbeiten mit Hunden. Als Hundetrainer sind wir schließlich Verhaltensbeobachter. Wir registrieren ständig die Körpersprache des Hundes, schätzen Stresslevel ab und passen Programme dementsprechend an. Wir haben Erfolg, indem wir bewährte Trainingsmethoden anwenden und die Programme auf jeden Hund individuell zuschneiden. Es gibt keinen Grund, warum wir die gleichen Fähigkeiten und Techniken nicht genauso bei unseren menschlichen Schülern anwenden sollten.

Natürlich gibt es sehr viel mehr über den Umgang mit Menschen zu wissen, als es ein einziges Buch abdecken könnte. Neben dem Basiswissen habe ich mich auf solche Dinge konzentriert, die für uns als Trainer wichtig sind, einschließlich schwieriger Persönlichkeitstypen, allgemeinen schwierigen Situationen und des Umgangs mit Kindern und Familien. Zwischendurch habe ich einige Erzählungen und eigene Erfahrungen eingefügt. Einige von ihnen beschreiben, wie man es richtig machen sollte, andere sind Beispiele dafür, wie man es nicht tun sollte. Ich gebe zu, dass ich viel aus Fehlern gelernt habe. Es ist sinnvoll, jede Trainingsinteraktion mit Hunden oder Menschen als mögliche Lernerfahrung anzusehen – für sie und für uns.

Egal, ob Sie privat Einzelstunden geben oder mit Gruppen arbeiten, ich hoffe, dass Sie dieses Buch einerseits unterhaltsam, aber auch hilfreich finden für Ihre eigene Laufbahn als Hundetrainer Ñ äh Menschentrainer.

»Zusammenkommen ist der Anfang.

Zusammenhalten ist Fortschritt.

Zusammenarbeiten ist Erfolg.«

Henry Ford

SCHÖN, SIE KENNEN ZU LERNEN!

Stellen Sie sich vor, dass jemand, den Sie noch nie gesehen haben, zu Ihnen nach Hause kommt. Dieser Fremde beurteilt die Intelligenz und das Verhalten Ihres Hundes und damit auch Ihre Intelligenz und Ihr Verhalten. Vielleicht nimmt er sogar Notiz von Ihren Fähigkeiten zur Haushaltsführung – oder dem Mangel daran.

Und nebenbei wird von Ihnen erwartet, dass Sie etwas Neues lernen und es beim ersten Mal auch vor diesem Fremden üben. Sie sind besorgt, ob Sie das alles schaffen? Vielleicht klingt es eigenartig, aber genau so fühlen sich viele Kunden, wenn ein Trainer das erste Mal zu ihnen nach Hause kommt.

Wenn jemand einen Trainer anruft, dann tut er es mit dem Eingeständnis, professionelle Hilfe zu benötigen. Schon das allein kann einige Besitzer emotional vorbelasten. Dann gibt es diejenigen, die schon schlechte Erfahrungen mit vorangegangenen Trainern oder insgesamt mit dem Hundetraining gemacht haben. Manche Besitzer haben Angst, dumm zu wirken oder Fragen falsch zu beantworten, während andere befürchten, dass ihr Hund etwas Peinliches anstellt.

Versuchen Sie in jedem Fall, dem Kunden diese Befangenheit zu nehmen. Genau wie wir ohne eine vorherige Begrüßung und ein kurzes Kennenlernen nicht sofort beginnen würden, mit dem Hund zu arbeiten, sollten wir auch den Kunden nicht sofort mit Fragen bombardieren, ohne eine erste Verbindung herzustellen.

Der erste Eindruck

Beziehungen beginnen mit dem ersten Eindruck, der freundlich und professionell sein sollte. Seien Sie pünktlich und erscheinen Sie in angemessener Kleidung. Ein sauberes T-Shirt und Jeans ohne Löcher und Flecken sind in Ordnung. Ein mit Ihrem Firmenlogo bedrucktes T-Shirt oder Poloshirt wäre noch besser. Sie sollten sauber, frisch und voller Tatendrang wirken. (Das gilt sowohl für Einzeltraining als auch für Gruppenkurse.) Wenn sich die Tür öffnet, schauen Sie dem Menschen in die Augen, lächeln Sie und schütteln entschlossen ihre oder seine Hand, während Sie ihn oder sie mit »Hallo ..., schön Sie zu sehen. Ich bin ...« begrüßen. Falls der Hund dabei ist und nervös oder aggressiv erscheint, dann erklären Sie, warum Sie Ihrem Kunden lieber nicht die Hand schütteln.

Ich fühl’ mich ganz entspannt ...

Wenn Hunde gestresst sind, nehmen sie weniger Informationen auf und lernen schlechter. Das gilt genauso für Menschen. Es ist wichtig, nicht nur ein Verhältnis aufzubauen, sondern den Kunden dazu zu bringen, sich zu entspannen. So kann man ihm helfen, Informationen zu verstehen und zu behalten und die Chancen erhöhen sich, auf Fragen ehrliche Antworten zu bekommen.

Je nach Persönlichkeit hat jeder eine andere Art, die Anspannung beim Kunden zu lösen. Ich selbst benutze oft Humor. Wenn Mary sich, während ich eintrete, für die Unordnung im Haus entschuldigt, antworte ich, »Sie sollten mal sehen, wie es bei mir aussieht – dagegen sieht es bei Ihnen aus wie in Schöner Wohnen!« Wenn Dave sich für Goldies übertriebene Begrüßung entschuldigt, könnte ein, »Ah, Goldie erinnert mich gerade daran, woran wir arbeiten müssen. Danke Goldie!« ein Lächeln hervorlocken. Gezwungener Humor wird keinem helfen, aber wenn er sich anbietet, dann nutzen Sie das.

»Was für ein entzückendes Porzellanschweinchen!«

Eine andere Möglichkeit, Kunden die Befangenheit zu nehmen, sind Komplimente. Oft komme ich in Wohnungen, bei denen es mir nicht schwer fällt, so etwas zu sagen wie »Ihr Zuhause ist wunderschön!« Oder vielleicht ist die Bluse der Kundin einen Kommentar wert. (Als männlicher Trainer sollten Sie allerdings bei weiblichen Kunden vorsichtig mit Kommentaren zum äußeren Erscheinungsbild sein, um sie nicht in die Defensive zu drängen.) Versuchen Sie, nicht zu lügen, aber lassen Sie die Menschen wissen, dass es etwas gibt, das Sie an ihnen, ihrem Haus oder ihrem Hund mögen.

Da die meisten Hundetrainer Hunde lieben, sollte es nicht allzu schwer sein, etwas Nettes an Goldie zu finden. Ein Kompliment lässt den Kunden von Anfang an wissen, dass Sie auf seiner Seite stehen und hilft ihm, sich zu entspannen. Nach dem Begrüßen eines besonders liebenswerten, um Sie herum wedelnden Fellbündels würde ich den Kunden anlächeln und sagen »Ah ja, ich sehe das Problem. Ihr Welpe leidet offensichtlich an extremer Niedlichkeit!« Oder vielleicht ist auch ein rassespezifischer Kommentar angebracht: »Es ist wirklich traurig, dass Pit Bulls so einen schlechten Ruf haben. Dabei sind sie so ausgeglichen und anhänglich.«

Aber wie schon gesagt - sagen Sie nur Dinge, die Sie auch wirklich ernst meinen.

Die Beziehung aufrechterhalten

Wenn das Verhältnis einmal aufgebaut ist, ist es wichtig, es von Termin zu Termin auch aufrechtzuerhalten. Die Kunden müssen sich immer sicher sein, dass Sie zuhören und aufpassen. Vielleicht haben sie in der letzten Trainingsstunde erwähnt, dass Klein-Susi sich nicht wohlfühlt oder dass Bobby für eine wichtige Prüfung gelernt hat. Möglicherweise war die Familie im Urlaub oder die Mutter musste operiert werden. Was immer es ist, wenn es nicht zu persönlich ist, dann lassen Sie es in der nächsten Stunde mit einfließen. Wie war der Urlaub? Fühlt Susi sich besser? Wie ist Bobs Prüfung gelaufen?

Wenn Sie (genau wie ich) solche Dinge schnell vergessen, dann schreiben Sie sie mit auf die Kundenkarteikarte oder wo auch immer Sie sich Notizen zur Stunde machen. Solche persönlichen Aufmerksamkeiten geben den Kunden das Gefühl, dass Sie sich etwas aus ihnen machen – und das sollten Sie auch! Ein gutes Verhältnis sichert die zukünftige Zusammenarbeit und Erfolge beim Training.

»Höre aufmerksam zu, wenn Menschen reden. Die meisten Menschen hören niemals zu.«

Ernest Hemingway

»Das Einzige, das einen davon abhalten kann, die Wahrheit zu finden, ist zu glauben, man kenne sie schon.«

Chuck Missler

SCHREIBEN SIE GESCHICHTE: DIE BESTANDSAUFNAHME

So bauen Sie die Bühne auf

Es ist wichtig, dass die Kunden während des Einführungsgespräches entspannt, aber konzentriert bleiben. Um das zu erreichen, vermeiden Sie möglichst alle Störungen. Schlagen Sie vor, den Anrufbeantworter einzuschalten. Falls der Fernseher an ist, bitten Sie darum, ihn auszuschalten. Wenn es so aussieht, als könnte der Kunde seine kleinen Kinder nicht davon abhalten, zu lärmen oder Sie dauernd zu unterbrechen, fragen Sie, ob die Kinder möglicherweise in einem anderen Raum ein Video ansehen, ein Spiel spielen oder ihre Hausaufgaben machen könnten, während Sie sich unterhalten. Sie könnten sogar etwas mitbringen, was sie beschäftigt, zum Beispiel »Von-Punkt-zu-Punkt« Bilder oder Bilder zum Ausmalen.

Wenn die Kinder alt genug sind, um mitzuhelfen und Fragen beantworten zu können, umso besser. Lassen Sie sie dableiben. Vielleicht können sie wertvolle Angaben machen, und wenn sie interessiert sind, sollten sie auch am Trainingsprozess beteiligt werden. Sicherlich hatte jeder Trainer schon einmal dieses »Kindermund tut Wahrheit kund«-Erlebnis, als das Kind mit der Schlüsselinformation herausplatzte, die Mutter oder Vater nie erwähnt hätten!

Einige Trainer bevorzugen es, wenn der Hund beim Einführungsgespräch anwesend ist, weil man so durch die Beobachtung der Interaktionen von Hund und Halter wertvolle Informationen sammeln kann. Ein weiterer Vorteil ist die Gelegenheit, heimlich das Verhalten des Hundes zu bewerten, während er sich unbeobachtet fühlt.

Wenn der Hund Sie oder den Besitzer aber zu sehr ablenkt, lassen Sie ihn währenddessen woanders. Einige Trainer tun das nicht nur, weil es die Ablenkung minimiert, sondern auch, weil einige Besitzer sich gehemmt fühlen, über die Probleme des Hundes zu sprechen, wenn dieser anwesend ist. Stellen Sie sich vor, Sie hören gerade die Geschichte eines Hundes, der jemanden gebissen hat – ein emotional geladenes Thema für jeden Besitzer. Möglicherweise bekommen Sie nicht alle Details zu hören, wenn der Hund zusammengekringelt vor den Füßen des Besitzers liegt und diesen anhimmelnd anschaut.

Verstehen Sie mich?

Um hilfreiche Informationen zu dem Problem zu bekommen, ist die Art und Weise des Zuhörens wichtig. Seien Sie aufmerksam, wenn Ihr Kunde etwas sagt. Lassen Sie Ihre Aufmerksamkeit nicht abschweifen – Sie könnten ein wichtiges Stück Information verpassen. Ermuntern Sie Ihren Kunden, sich zu öffnen, indem Sie ihm zeigen, dass Sie ihm zuhören. Lehnen Sie sich leicht nach vorn, konzentrieren sich auf den Sprecher, nicken und murmeln ein leises »Mmm-hmm«, wenn es angebracht ist. Unterbrechen Sie nicht! Wenn der Kunde etwas erwähnt, das Sie noch genauer wissen wollen oder Sie auf eine mögliche Lösung bringt, merken Sie es sich und kommen darauf zurück, wenn die Person zu Ende gesprochen hat.

Es ist überaus wichtig, dass Sie nicht wertend erscheinen, während Sie zuhören. Auch wenn Sie vielleicht über das, was Sie da hören, entsetzt sind – vermeiden Sie, so zu wirken oder noch schlimmer, Ihre Missbilligung in Worte zu kleiden. Wenn ich jemanden frage, was er bisher unternommen hat, um das Bellproblem zu lösen und die Person antwortet, »Er trägt den ganzen Tag lang ein Stromreizgerät«, werde ich der Person nicht an den Hals springen, unabhängig davon, ob ich Stromreizgeräte verwende oder überhaupt billige. Stattdessen sage ich leichthin, »Ich werde später noch auf andere Methoden zurückkommen, die wirksamer sind« und mache weiter.

Egal, welche grauenhaften Dinge Ihnen erzählt werden (und wir haben alle einige wirklich schlimme Sachen gehört), Sie müssen ein Pokerface aufsetzen. Wenn der Kunde denkt, dass Sie missbilligen, was er tut oder ihn nicht leiden können, werden Sie keine ehrlichen Antworten mehr bekommen. Ich habe unzählige Kunden, die, wenn sie gefragt wurden, wo ihr Hund schläft, sich furchtbar gewunden haben, bevor sie zögernd antworteten »Im Bett?« – als ob sie erwarten, getadelt zu werden. Sie sind sehr erleichtert, wenn ich dann lache und ihnen erzähle, dass das in Ordnung ist und ich ihnen nicht sagen werde, dass ihr Hund nicht im Bett schlafen darf. (Wenn es sich um ein Dominanz-Aggressions-Problem handelt, oder es einen anderen Grund gibt, warum der Hund nicht im Bett schlafen sollte, dann sage ich das natürlich.) Das möglichst vollständige Aufnehmen des Problems ist nichts anderes als reine Faktensuche. Bleiben Sie neutral, bauen Sie die Befürchtungen Ihrer Kunden ab und helfen Sie ihnen, sich zu entspannen und sich zu öffnen.

Gibt es sonst noch etwas?

Manchmal erinnert das Suchen nach brauchbaren Informationen ein bisschen an Detektivarbeit. Stellen Sie sich vor, Sie haben sich nach der Reaktion des Hundes erkundigt, wenn er andere Hunde trifft und der Kunde antwortet »Er rastet einfach aus«. Heben Sie dann die Augenbrauen, murmeln ein bedeutungsvolles »hmm« und schreiben sich auf »Rastet einfach aus«? Natürlich nicht. Sie bitten den Kunden, genau zu definieren, was das bedeutet. »Ausrasten« kann für den einen bedeuten »freudig mit dem Schwanz wedeln und versuchen, zu den anderen Hunden zu kommen, um mit ihnen zu spielen« und für den anderen heißt es vielleicht »nach vorn schnappen, böse knurren und versuchen, andere Hunde zu verletzen«.

Geben Sie nichts auf allgemeine Feststellungen. »Er hat viel Beschäftigung« kann heißen, dass der Hund seine Tage allein im Garten verbringt und der Besitzer denkt, er unterhält sich dort mit Herumrennen selbst. An diesem Punkt würden Sie fragen, was genau der Besitzer mit seinem Hund macht. Wird mit dem Hund spazieren gegangen? Wenn ja, wie oft? Wie lange? In welchem Tempo? Ermüden die Spaziergänge den Hund? Wirft ihm jemand den Ball? Spielt er mit anderen Hunden? Spielen die Kinder mit dem Hund im Garten? Sie sehen, wo ich hin möchte. Sie können sehr viel bessere Tipps geben, wenn Sie genaue, ausführliche Informationen haben, mit denen Sie arbeiten können.

Einige Fragen sollten absichtlich offen gelassen werden. Anstatt beispielsweise zu fragen »Wirkte Rusty angespannt oder ängstlich, als der Klempner hereinkam?« (Einspruch! Dem Zeugen wird die Antwort in den Mund gelegt!), würden Sie besser formulieren: »Wie sah Rustys Reaktion aus, als der Klempner hereinkam?« Wenn die Antwort zu allgemein ist, wie zum Beispiel »Er schien erschrocken«, versuchen Sie es weiter mit anderen gleichartigen Fragen: »Können Sie beschreiben, was Sie mit erschrocken meinen? Was hat Rusty getan, dass Sie diesen Eindruck bekommen haben?« Wenn der Kunde immer noch keine genauen Antworten gibt, machen Sie weiter mit Fragen, die eine genaue Antwort verlangen. Sie könnten fragen, ob Rusty gebellt hat, sich zusammengekauert hat, ob seine Nackenhaare hoch standen oder ob er sich auf die Tür zu oder davon wegbewegt hat. Hat er sich geduckt und/oder klein gemacht, waren seine Ohren nach vorn oder nach hinten gerichtet? Ihr Kunde wird nicht alle Antworten wissen, da solche Situationen sehr schnell ablaufen und ein normaler Mensch nicht geübt ist, kleinste Details der hündischen Körpersprache und des Verhaltens zu beobachten. Trotzdem werden diese Vorgaben zu Antworten führen, die hilfreiche Informationen enthalten.

Einige Fragen sollten von Anfang an sehr genau und detailliert sein. Wenn es zum Beispiel ums Futter geht, sollten Sie fragen, welches Futter der Hund frisst, wie oft am Tag er gefüttert wird, wann er gefüttert wird, wo er frisst, ob er alles auffrisst, was im Napf bleibt und ob der Napf danach weggestellt wird. Vergleichen Sie die Brauchbarkeit dieser Antworten mit dem einfachen Wissen, dass der Hund zweimal am Tag mit Trockenfutter gefüttert wird. Was, wenn das Getreide in diesem speziellen Hundefutter von geringer Qualität ist und das Verhalten des Hundes beeinflusst? Was, wenn er zweimal am Tag gefüttert wird, nicht ordentlich frisst und das Futter stehen bleibt? Wenn das Futter ständig zugänglich ist, ist es für den Hund weniger wichtig. Dies sind alles relevante Informationen, die beeinflussen, wie Sie weiter vorgehen.

Ah, eins noch …