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„Für meine frühere Chefin Anni Danzinger
, die außerhalb meiner Familie der erste Fan dieser Geschichten war“

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© 2016 Peter Stich

Fanpost an: pfm@gmx.at

Welche Geschichte hat Dir am Besten gefallen?

Tredition Verlag, Hamburg, 2016

978-3-7345-7710-9 (Paperback)

978-3-7345-7711-6 (Hardcover)

978-3-7345-7712-3 (e-Book)

„Polarbär und seine liebevollen allweihnachtlichen
Missgeschicke“
Geschichten vom Weihnachtsmann
1994 – 2015

Danke meiner lieben Schwiegermutter Friedl Schnell für ihre erste Rechtschreib-Generalüberarbeitung und Michael Böck für die weiteren Korrekturen und das Lektorat. Er hat meinen Humor verstanden und meinen Geschichten da und dort einen besonderen Zauber hinzugefügt.

Und ich danke meiner geliebten Frau Uschi. Von ihr stammen die schöneren Zeichnungen ab 2008.

„Polarbär und seine liebevollen allweihnachtlichen Missgeschicke“
Geschichten vom Weihnachtsmann 1994 – 2015

Liebe Kinder und alle, die Kind geblieben sind!

Frohe Weihnachten 2016!

Heuer gibt es alle Weihnachtsmanngeschichten als Buch.

Diese Geschichten habe ich (ursprünglich) für meine Kinder geschrieben. Es ist mein ganz persönliches Geschenk für sie und Ausdruck meiner Liebe.

Ich will Geschichten und Phantasie schenken. Durch die Geschichten und die Phantasie wird lebendig, wovon andere glauben, dass es das nicht gibt. Wir aber wissen, dass am Nordpol der Weihnachtsmann lebt und mit ihm sein Gehilfe Polarbär mit Frau und Anhang.

Vielleicht werden die Kinder später einmal, wenn sie älter sind, in diesem Buch blättern und einen Teil ihrer Kindheit wiederfinden. Vielleicht werden sie die Geschichten ihren eigenen Kindern vorlesen oder selbst welche erfinden. Dann werden sie sich vermutlich an ihren alten, verrückten Vater erinnern.

Heute weiß ich, dass ich die Geschichten auch für mich schreibe. Oder einfach schreibe, weil es mir Freude macht. Die Grundidee dieser Geschichten stammt von J. R. R. Tolkien. Er hat ähnliche Weihnachtsgeschichten für seine Kinder geschrieben. In den Geschichten gilt es zu erfahren, was sich vor und um Weihnachten am Nordpol so abspielt. Und warum gerade heuer wieder nicht alle Geschenke angekommen sind …

Im Laufe der Zeit haben sich die Geschichten sicher verändert und wurden immer komplexer. Es gibt nun schon eine kleine Fangemeinde, welche die Briefe gerne liest – und weshalb ich einen Grund mehr habe, sie zu schreiben. Denn gerade zu Weihnachten ist das Herz doch voll vom Freudeschenken.

In Liebe, Peter

Weihnachten 1994 Polarbär ist verliebt!

Liebe Judith, liebe Ulrike, lieber Michael!
Liebe Kinder aller Welt!

Heuer hat alles recht gut angefangen. Wir hatten zwar sehr viel zu tun, aber Weihnachtsgeschenke vorzubereiten ist nun mal unser Job. Besonders die vielen Trip - Trap - Sessel machten uns Mühe. Hier am Nordpol gibt es ja keine Bäume und somit auch überhaupt kein Holz. Polarbär, mein weißer zotteliger Helfer, kam auf die glorreiche Idee, die Sessel aus Eis zu machen!

„Eis, Weihnachtsmann, Eis haben wir hier mehr als genug, bauen wir doch diese komischen Sessel aus Eis!“, gab er einen guten Einfall zum Besten, um die Bärenfrau zu beeindrucken. Ja, die Bärenfrau, die sollte ich mal erwähnen.

Nordpolbär hat eine Freundin gefunden. Das hat mich besonders gefreut! Jetzt, dachte ich mir, habe ich eine Hilfe mehr für die viele Weihnachtsarbeit. Gerade weil Tuk und Pak, Polarbärs Neffen, nicht hier sind. Doch die Bärenfrau hat mir kein Glück und auch keine Hilfe gebracht. Mein lieber Polarbär war ständig daran, tolle Sachen zu tun, von denen er die meisten nicht konnte, nur um vor seiner Freundin anzugeben und ihr zu gefallen. Und wenn er sie nicht gerade peinlich umwarb, dann schmusten sie die ganze Zeit herum (ich habe sie gezeichnet).

„Nein, mein lieber ungebildeter Freund“, versuchte ich ihm zu erklären, „Eissessel würden in den warmen Ländern schmelzen. Die Menschen stellen ihre Sessel lieber an den Tisch als in die Tiefkühltruhe. Vielleicht könntest Du mir einfach helfen und nicht zu viel denken und herumschmusen. Irgendwie habe ich langsam genug von deinem Herumgezapple und Getue um deine Freundin.“ Polarbär war nun etwas sauer. Das erkennt man an seinem grimmigen Gesicht und an seiner beleidigten Lippe. Aber wenigstens bemühte er sich ab dem Zeitpunkt etwas mehr. Doch das große Unglück sollte erst kommen …

Irgendwie haben wir dann doch alles zeitgerecht vor dem Vierundzwanzigsten geschafft, die Stimmung war gut, wir waren alle froh und zufrieden. Die Weihnachtsarbeit war getan. Polarbär war nicht mehr zitronensauer und wurde schon wieder übermütig. Es ging nur mehr ums Verladen und Ausliefern der Weihnachtsgeschenke. Wir mussten dann die unzähligen unterirdischen Lagerräume ausräumen und alle Geschenke hinaustragen auf die Nordpolarebene. Dort wurden dann die Schlitten beladen.

Polarbär wollte wieder vor seiner Freundin angeben. Er nahm ganz viele Packerln – so viele kann ich am Bild gar nicht zeichnen, es waren hunderte – auf jeder Hand, versteht sich.

Er rief seiner Freundin zu: „Schau, wie stark ich bin, ich kann so viele Geschenke tragen, wie die Nordpolspitze hoch ist!“ Mir stockte der Atem, ich sah das Missgeschick schon kommen. Polarbärin war wirklich beeindruckt, sie raunte ihm ein bewunderndes „Wow, du bist aber ein kräftiger Kerl!“ zu.

Der dicke Zottel freute sich sehr darüber, und immer wenn er sich freut, fängt er an, von einem Bein auf das andere zu hüpfen (was er auch macht, wenn er nervös oder sonst wie aufgeregt ist). Abgesehen davon, dass er einfältig aussieht, wenn er so ins Zappeln gerät, begannen die Geschenktürme bedrohlich zu schwanken. Ihr hättet sein Gesicht sehen müssen, als er bemerkte, dass ihm alles aus den Händen fiel!

Patsch! Bum! Plumps! Alles purzelte zu Boden (und einiges auch auf seinen Kopf). Da hatten wir nun die Bescherung! Viele der Geschenke waren durcheinandergekommen, beschädigt oder ganz kaputtgegangen. Polarbär hatte eine Beule auf seinem Kopf und liegt seither jammernd im Bett. Die Bärenfrau und ich mussten nun alles alleine verladen. Vorsorglich haben wir noch Holzleim eingepackt, damit Ihr Beschädigtes reparieren könnt. Ich hoffe, Ihr habt überhaupt das Richtige erhalten.

 

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„Weihnachtsmann“, sagte die Bärenfrau, „ich finde diesen tollpatschigen Nordpolarbär so süß!“ – „Das finde ich schön“, sagte ich, „wir sollen uns ja alle so nehmen, wie wir sind, und der Nordpolbär hat sein Herz am richtigen Platz, und das ist wohl das Wichtigste!“

Fröhliche Weihnachten
wünschen der Weihnachtsmann und seine fleißigen Helfer!

PS: Das Christkind bedankt sich für Eure Briefe und die vielen Zeichnungen!

Weihnachten 1995

Die Bärenhochzeit – Durchbruch am Polarsee 1!

Liebe Judith, liebe Ulrike, lieber Michael!
Liebe Kinder aller Welt!

Kein Jahr vergeht ohne Probleme. Obwohl heuer alles so schön begonnen hat. Polarbär hat letztes Jahr eine Freundin gefunden (wie Ihr wisst). Was ja schon an ein Wunder grenzt. Heuer gab es eine Bärenhochzeit (siehe erste Zeichnung). Nun gibt es nicht nur einen Polarbär, sondern auch eine Polarbärin.

Endlich werde ich genug Hilfe bei der Weihnachtsarbeit haben, dachte ich mir. Doch ich sollte mich irren. Die Bären fuhren gemeinsam in ihre Flitterwochen auf den Südpol. Sie ließen mich alleine mit meiner Arbeit sitzen. Na, wenigstens kann der Zottel keinen Unsinn anstellen, dachte ich mir. Heuer gab es besonders viele Eislaufschuhe zu bauen, auf die ich sehr stolz war und die mich viele Arbeitsstunden kosteten. Deswegen wurde ich mit dem Schreiben der Bücher (zweites Bild) leider nicht fertig. Ich werde Dir, Judith, Dein Lesebuch noch schicken. Das Lesebuch, das nur die Kinder bekommen, die so brav lesen üben wie Du!

Erst kurz vor dem Weihnachtsfest kamen die Bären zurück, gerade noch zeitgerecht zum Ausliefern der vielen Geschenke. Der Polarbär hatte auf der Hochzeitsreise einiges an Gewicht zugelegt. „Das warme Klima im Süden macht halt Appetit“, sagte er.

„Weihnachtsmann, ich werde für dich die Schlitten beladen und die erste Fuhre ausliefern. Raste du dich mal aus“, bot mir der liebe Zottel an. Er hatte offensichtlich ein schlechtes Gewissen. Ich nahm das Angebot gerne an, nachdem ich schon so müde von der Arbeit war. „Danke“, sagte ich, „aber verteile das Gewicht auf dem Schlitten gleichmäßig.“ Der Bär betrachtete verlegen seinen Bauch und murmelte noch etwas wie „gleichmäßig verteilen, na gut“. Um seinen dicken Bauch auszugleichen, lud er Unmengen an Eislaufschuhen auf den Schlitten. „Das müsste jetzt mein Gewicht ausgleichen“, dachte er und schwang sich mit fröhlichem Gesicht auf den Schlittenbock. Doch das war zu viel! Das Eis des Nordpolarsees war heuer dünn und hielt dem Gewicht nicht stand. Mit lautem Krachen brach das Eis und versenkte die schwere Ladung (drittes Bild). Alle Schlittschuhe versanken im Nordpolarsee und liegen nun irgendwo am Meeresgrund. Jetzt kann ich Euch nur Gutscheine schicken, mit der Bitte, Eure Eltern sollen mit Euch welche kaufen gehen (was mir sehr unangenehm und peinlich ist). Polarbär ist traurig, hat eine super Verkühlung und jammert die ganze Zeit vor sich hin.

Trotzdem war ich froh, denn es war Weihnachten. Ich ging aus meinem Haus hinaus auf das Nordpolhochplateau. Neben dem Haus stehen Türme, einer der Türme, der sogenannte Fünferturm hat eine besondere Glocke, die Weihnachtsglocke. Ich läutete die Weihnachtsglocke, so wie ich es zu Weihnachten immer mache. Ich läutete und rief: „Es ist Weihnachten, liebe Leute, Weihnachten ist es! Lasst uns froh sein und feiern!“

Und so feierte ich mit meinen Bären noch sehr lange.

Fröhliche Weihnachten,
wünschen der Weihnachtsmann und seine fleißigen Helfer!

 

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Weihnachten 1996
Eingeschneit!

Liebe Judith, liebe Ulrike, lieber Michael!
Liebe Kinder aller Welt!

Schnee, Schnee, Schnee, nichts als Schnee. Der Nordpol ist fast ganz zugeschneit. Nur seine Spitze schaut noch oben heraus. Man könnte glauben, wir haben hier allen Schnee der ganzen Welt bei uns liegen. Aber auch in vielen Ländern Europas hat es heftig geschneit. Ja, der Schnee machte uns sehr zu schaffen. Ich dachte schon, Weihnachten muss dieses Jahr ausfallen. Mein Haus war so fest eingeschneit, dass niemand mehr rein und raus gehen konnte. Schon gar nicht beim unteren Tor zur Nordpolebene.

Doch der Polarbär hatte eine Idee! (Stellt Euch nur vor, der alte Dummkopf kommt manchmal auf ganz gute Gedanken.) Er meinte, er könnte einen Tunnel bis ins Freie zum Nordpolhochplateau graben. „Doch wie soll das gehen? Wohin können wir den ganzen Schnee schaffen? Das ganze Haus und alle Keller (ich habe einen sehr, sehr tiefen Keller mit vielen Ebenen und unzähligen Räumen) sind voller Weihnachtsgeschenke“, meinte ich und war verblüfft, dass der Zottel auch darauf eine Antwort wusste.

„Kein Problem“, brummelte Polarbär, „wir schmelzen den Schnee in großen Töpfen am Herd zu Wasser.“

Das war eine so gute Idee, dass sie eigentlich von mir hätte sein können. So machten wir es dann auch. Polarbär schaufelte Schnee, Pak, Tuk und ich liefen kübelweise mit Schnee und schütteten das weiße Nass in große Töpfe.

Ach ja, bevor ichs vergesse: Pak und Tuk sind heuer auch hier! Sie sind groß geworden, richtige Bären. Pak ist etwas dick geraten, aber das macht ja nichts. Polarbär behandelt sie immer noch wie kleine Bärenkinder … Bärenkinder! Da fällt mir ein, das Wichtigste hätte ich Euch fast vorenthalten! Nordpolbär und seine Frau haben Bärenkinder bekommen – Zwillinge! Nun, nicht dass Ihr glaubt, ich mag keine Bärenkinder, aber gleich Zwillinge, das ist mir fast zu viel. Anfangs brüllten und weinten sie die halbe Nacht, und jetzt, wo sie schon laufen können, stellen sie allerhand an und auf den Kopf.

Nun bin ich dort angelangt, wo ich eigentlich mit meiner Erzählung anfangen wollte, mit den zwei Bärenkindern. Winni und Wolpo (ein Mädchen und ein Bub – was für komische, moderne Namen) hatten die Lage im zugeschneiten Haus genützt. Wir hatten alle Hände voll zu tun, einen Tunnel durch die meterdicke Schneedecke zu bauen. Polarbär wühlte ganz vorne und arbeitete sich durch die weiße Masse vor. Pak, Tuk und ich brachten den Schnee in die Küche. Dort stand Polarbärin und half mit, den Schnee am Herd zu Wasser zu schmelzen.

Wolpo und Winni liefen inzwischen im ganzen Haus umher und durchwühlten die Geschenke, was ihnen sichtlich Spaß machte. Das Ergebnis war allerdings verheerend! Manche Geschenke haben sie ausgepackt. Viele, die nicht eingepackt waren, haben sie mit Filzstiften beschmiert (vielleicht habt Ihr auch so eines bekommen), und einige Namensschilder haben sie vertauscht, sodass jetzt viele Kinder auf der ganzen Welt Geschenke bekommen, die sie sich gar nicht gewünscht haben. Aber auf die Dinge, welche sie sich gewünscht haben, warten sie vergeblich. Was für eine Schande!

Nun, nachdem Ihr den Brief jetzt in Eurer Hand haltet, wisst Ihr auch, dass wir uns freischaufeln konnten und die Rentiere noch rechtzeitig beladen konnten.

„Weihnachtsmann, sei nicht böse auf meine Kinder, sie verstehen das ja nicht“, brummelte Polarbär. „Nein, keine Sorge“, antwortete ich versöhnlich. „Besser verdrehte Weihnachten als überhaupt keine. Und so manche Überraschung ist wohl besser als alles andere. Manchmal lassen wir uns viel zu wenig überraschen und sind zu wenig überraschend“, sagte ich und mußte dabei lachen. „Kinder sind eben überraschend, und das ist gut so. Lasst uns die Weihnachtsglocke läuten, damit alle Menschen wissen, dass heute Weihnachten ist!“

 

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Fröhliche Weihnachten
wünschen der Weihnachtsmann und seine fleißigen Helfer!

Weihnachten 1997

Der Weihnachtsbaum, die Weihnachtsbeule

Liebe Judith, liebe Ulrike, lieber Michael!
Liebe Kinder aller Welt!

Ihr erinnert Euch sicher noch an meinen Brief vom Vorjahr. Da sind wir alle im Schnee unter - und übergegangen – doch was ist heuer? Wenig Schnee am Nordpol und in großen Teilen Europas liegt überhaupt kein Schnee. – Ach ja, das kommt davon: wenn in einem Jahr so viel Schnee verschwendet wird, dann bleibt fürs nächste Jahr nichts übrig. Doch hier bei uns am Nordpol sind immer weiße Weihnachten. Ich könnte es mir hier gar nicht ohne Schnee vorstellen.

Nun muss ich Euch noch berichten, dass Nordpolbär wieder eine riesengroße Beule am Kopf hat. Er hat die ganze Vorbereitungszeit im Bett mit einer Gehirnerschütterung verbracht. Ich wusste gar nicht, dass er so viel Hirn hat, welches erschüttert werden kann. Ich habe Euch ein Bild von der Beule gezeichnet. Polarbär ist sehr böse darüber, auch weil ich immer lachen muss, wenn ich ihn anschaue. Böse ist er auch auf seine Kinder Winni und Wolpo. Nun wird Euch vielleicht interessieren, was passiert ist? – Ja?

Nun es begann alles damit, dass Polarbär eine Idee hatte und somit eigentlich mit schuld ist an diesem ganzen Malheur. Der große zottige Bär, den ich sehr lieb gewonnen habe, kam zu mir mit der Bitte, einen Christbaum im Haus aufstellen zu dürfen. Anfangs war ich nicht sehr glücklich darüber, weil der Baum dann kaputtgeht und überall die Nadeln herumliegen und so weiter. Er erklärte mir, man könne einen lebendigen Baum mit Topf aufstellen. Der würde hier in der großen Halle unter der Glaskuppel gut wachsen. Das klang sehr vernünftig und ich konnte mir alles gut vorstellen und somit war ich damit einverstanden. Er brummte noch etwas von einem kleinen Baum und bestellte eine Tanne aus Österreich, das ist so ein kleines Land in Europa, wo einige seiner braunen Verwandten wohnen. Der Baum kam auch prompt, aber von klein konnte keine Rede sein, doch wir freuten uns alle.

Gleich machte Polarbär sich ans Werk und topfte das Prachtstück ein. Seine liebe Frau und auch meine Wenigkeit sagten ihm noch, dass der Topf zu klein sei, doch Polarbär brummte nur etwas wie: „Ihr kennt euch mit Bäumen nicht aus, ich weiß das viel besser“. Nun gut, der Baum stand endlich stolz in der Halle.

Alle mussten wir uns versammeln und die Tanne im kleinen Topf zu bewundern. Wolpo und Winni, die nun schon über ein Jahr sind, jauchzten vor Freude. So schnell konnten wir gar nicht schauen, da waren sie schon auf den Baum hinaufgeklettert. Polarbär lief schreiend hinterher – doch zu spät, die Tanne neigte sich erst bedrohlich, dann stürzte sie durch das Gewicht von Wolpo und Winni und wegen des zu kleinen Topfes um. Genau auf den Kopf von unserem lieben Freund Bär. Nun wisst Ihr, warum er schon wieder eine Weihnachtsbeule und eine Gehirnerschütterung hat, im Bett liegt und jammert. Somit hatte ich mehr zu tun, als mir lieb war. – Ich musste den Baum umtopfen und all die Arbeit mit den Geschenken alleine erledigen. Alles ist daher nicht zeitgerecht fertig geworden und so blieben einige Wünsche unberücksichtigt, doch ich glaube, es ist noch genug für alle da.

Am 24. Dezember, heute also, ging ich auf das Nordpolhochplateau hinaus und läutete die Weihnachtsglocke und rief laut: „Es ist Weihnachten heute! Lasst uns feiern, lasst uns froh sein, lasst uns die Rentiere über die Ebene treiben, Schwermut und Trauer sollen zu Hause bleiben!“

„Weihnachtsmann, mir ist das so peinlich und unangenehm, dass ich jetzt schuld bin, dass manche Geschenke nicht fertig sind“, meinte der weiße Zottel traurig am Esstisch (seine Beule hatte er nun unter einer Mütze versteckt).

 

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„Polarbär, mein lieber Freund“, beruhigte ich ihn, „ich bin froh, dass dir nicht mehr passiert ist. Die Hauptsache ist, dass du wieder gesund wirst. Das wollen auch all die Kinder in der Welt.“

„Wirklich?“, fragte er ungläubig.

„Ja, wirklich. Was hätten sonst all die Kinder zum Lachen?“

Ich zwinkerte und dann lachten wir alle gemeinsam.

Fröhliche Weihnachten
wünschen der Weihnachtsmann und seine fleißigen Helfer!

Weihnachten 1998

Die Rodelbahn – Durchbruch am Polarsee 2

Liebe Judith, liebe Ulrike, lieber Michael, liebe Mona!
Liebe Kinder aller Welt!

Liebe Mona?! Noch ein Kind mehr zum Beliefern! Noch ein Kind mehr, welches sich Geschenke wünscht, Sehnsüchte und Träume hat. JUHU! So ist es schön. Weihnachtsmann zu sein ist schön, wisst Ihr! Ich habe immer Arbeit und brauche nicht zu befürchten, dass sie mir jemals ausgeht. Jedes Jahr bekomme ich stoßweise Briefe und Wunschzettel – einfach herrlich. Ich lese ja so gerne.

Heuer habe ich vieles besser gemacht. Damit Wolpo und Winni (Ihr kennt doch noch die zwei Polarbärzwillinge?) nicht wieder den Weihnachtsfrieden stören, habe ich Tuk und Pak beauftragt, mit ihnen eine Rodelbahn zu bauen! Was für eine tolle und herrliche Idee von mir!, dachte ich. Doch ich sollte wieder einmal eines Besseren belehrt werden. Als nämlich die Rodelbahn fertig war … übrigens glaube ich, es ist die längste und aufregendste Rodelbahn der ganzen Welt, denn sie beginnt bei meinem Haus, auf dem Nordpolhochplateau, und geht hinunter bis ins Tal zur Nordpolebene, wo die Nordpolspitze steht … als diese tolle Bahn fertig war, durften wir sie alle besichtigen. Tonnenweise hatten sie Schnee herbeigeschafft, literweise Wasser darüber geschüttet, damit der Rodelturm auch genug Festigkeit bekommt.

Bald war der aufregende Moment gekommen. Pak und Tuk eröffneten feierlich mit einem Feuerwerk die Bahn. Ich durfte eine Festrede halten und musste zeremoniell ein rotes Band durchtrennen. Gleich danach sausten Wolpo und Winni die Rodelpiste hinunter, Kurve um Kurve, schneller und schneller – laut vor Freude quietschend sausten sie, unten angekommen, noch weit über die Ebene. Ich war erstaunt darüber, wie gut die Bahn geworden war. Auch Polarbär war außer sich, er war so begeistert, dass er sofort rief: „Juhu, ich werde auch gleich hinunterrodeln, juhu, welch ein Vergnügen!“

Tuk hielt seinen Onkel mit den Worten zurück: „Polarbär, die Bahn ist für kleine Bären gebaut. Du bist viel zu dick und zu schwer, um hier runterzusausen! Selbst Pak, der nicht einmal die Hälfte von dir auf die Waage bringt, würde sich hier nicht runterwagen. … Die Kurven sind viel zu eng, da fliegst du mit Sicherheit raus!“

„Polarbär, komm“, sagte ich, „wir haben noch viel zu tun.“

„Was wollt ihr eigentlich?“ Polarbärs Gesicht war vor Zorn gerötet. „Ich bin nicht nur zum Arbeiten hier. Ich will auch Spaß haben – ich will auch rodeln. So ein Blödsinn, ich und dick“ – er zog dabei seinen Bauch ein – „zu dick, das geht zu weit, ihr wollt mich um mein Vergnügen bringen, ihr wollt mir jede Freude nehmen! Nicht mit mir!“

Zu viert wollten wir den alten Dickkopf zurückhalten, doch der zornige Zottel war natürlich viel zu stark für uns. So schwang er sich auf die Rodelbahn und wusch! war er fort.