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Inhalt


Hör mal, Oma - Waldgeschichten

Für Oma und Opa

Opa Meier und der Frühlingsbote im Wald

Waldfrühling und Glückskäfer

Ein Schreck auf der Schlüsselblumenwiese

Opa Baumann und der seltsame Waldblumenstrauß

Die Maiwanderung und die Sache mit den Hexen

Es gibt keine Maiglöckchen mehr?

Die Tränen der Birken zur Maikäferzeit

Die Königin des Waldes

Das Gänseblümchen und der müde Glückskäfer

Der Schatz im Stadtwald

Als sich die Rosen wehrten

Ein Gespräch im Brombeerbusch

Blatt im Glück

Der Zauberer und die Waldvögel

Picknick im Wald

Die Fledermäuse von Burg Schattenfels

Die kleine Elfe und der Waldwichtel entdecken den Altweibersommer

Ganz besondere Spätsommer-Blüten

Herbstgeisterzauber im Wald

Herbstwaldgeflüster

Der Sonnenzauber in der Jackentasche

Die einsame Kleeblüte auf der Herbstwiese

Die Novemberkinder des Waldes

Opa Baumann und die Stimme im Herbstwald

Igel Friedo sucht ein Winterquartier

Schneebeerengeflüster

Als Eichhörnchen Fluppi seine Wintervorratsverstecke suchte

Der Zauberkranz aus dem Wald

Zum Belzenickel auf den Hollerberg

Das kleine Mädchen und der Weihnachtszauberwald

Impressum

Die Autorin

Die Geschichten und Fantasiereisen rund ums Jahr

Elke Bräunling


Hör mal, Oma!


Ich erzähle Dir eine Geschichte vom Wald



Waldgeschichten - von Kindern erzählt



Für Dich, der Du mich die Liebe zum Wald gelehrt hast







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Copyright © 2013 Elke Bräunling

http://www.elkeskindergeschichten.de

edition arttaeglich

All rights reserved

Anstelle eines Vorworts


Für Oma und Opa!


Hör mal, Oma! Hör mir zu!

Ich komme dich besuchen

zu Kakao und Kuchen.

Ich bringe dir eine Geschichte,

ein paar Bilder noch dazu.

Und wir machen’s uns gemütlich,

nur wir beide, ich und du.


Hör mal, Opa! Hör mir zu!

Vom Wald wolln wir heut träumen,

von Blumen, Wiesen, Bäumen.

Ich bringe dir ein Blumensträußchen

und einen Birkenzweig dazu.

Und wir machen’s uns gemütlich,

nur wir beide, ich und du.

Opa Meier und der Frühlingsbote im Wald


An diesem Morgen lag zum ersten Mal Frühlingsduft in der Luft. Endlich! Die ersten Sonnenstrahlen hatten die Bäume, Büsche, Blumen und Gräser rosa angemalt und später in ein sattes helles Sonnenlicht getaucht. Schön sah das aus. 

Opa Meier genoss diese zarte Morgenstimmung. Schon früh war er im Wald unterwegs. Er liebte es, den beginnenden Tag in der Stille der Natur Willkommen zu heißen. Und er liebte ganz besonders die ersten Tage im Frühling, die das Leben wieder heller und fröhlicher machten. Andächtig fast blieb er stehen, atmete tief ein und genoss das neue Leben in diesem jungen Jahr.

„Frühling! Wärme! Wie schön es ist, die Sonne im Wald zu begrüßen!“, murmelte er. 

Langsam stieg die Sonne himmelwärts. Ihre Strahlen wärmten die Luft. Ein Sonnenstrahl streichelte Opa Meiers Nase. Er fühlte sich warm an. 

„Danke, dass du uns den Frühling bringst!“ Opa Meier winkte der Sonne zu. „Wie sehr ich mich freue!“

„Ich mich auch! Ja, ich freue mich auch!“, ertönte da eine Stimme. „Und deshalb bin ich soeben von meiner Reise aus dem Süden zurückgekehrt.“ 

Opa Meier erschrak. Wer war es, der hier mitten im Wald seine Freude an diesem ersten warmen Frühlingsmorgen teilte? Suchend blickte er sich um, drehte sich um die eigene Achse, doch er konnte niemanden entdecken. Nur ein zitronengelber Schmetterling umkreiste seine Nase und flatterte dann weiter über die Wiese zu den blühenden Schlehen hinüber. Es sah aus, als tanzte er ein Frühlingstänzchen in der Luft. 

„Hier bin ich. Klapp! Klapp!“ Von ganz nahe klang die Stimme nun, begleitet von lautem Geklapper. „Neben den Weiden.“

„Ach, dort steckst du?“ Opa Meier linste hinter die Büsche. 

Ein Vogel stand da und klapperte laut mit dem langen Schnabel. Klapp! Klapp!

So einen großen, weißen Vogel mit schwarzen Flügelfedern, langen rosaroten Beinen und einem fröhlich klappernden Schnabel hatte Opa Meier hier im Wald schon viele Jahre nicht mehr gesehen. Und ein Vogel, der sprechen konnte, war ihm noch nie begegnet? Oder träumte er das nur? Er wischte sich über die Augen. 

„Klapp! Klapp!“, antwortete der seltsame Fremde. „Hier bin ich gelandet. Das Futter war knapp.“ Er blickte hinüber zum Bach. „Sag, finde ich hier genügend Frösche und Schnecken und Regenwürmer? Ich bin hungrig.“

Opa Meier schmunzelte. Auf Frösche, Schnecken, Regenwürmer hatte er wenig Appetit. Aber diese Begegnung war ja nur ein Traum. „Du bist schon ein komischer Vogel!“, lachte er. 

„Ein Frühlingsbote bin ich,“ erwiderte der Vogel hoheitsvoll. „Wir Störche nämlich künden den Frühling an. Hörst du? Klapp! Klapp!“ 

„Klapp! Klapp! Ja, ich höre!“, sagte Opa Meier und verneigte sich voller Ehrfurcht vor dem Storch. „Gut, dass du endlich da bist, Frühlingsbote! Wir warten schon lange auf dich. Danke, dass du den Frühling mitgebracht hast.“

„Bitte, bitte. Gern geschehen. Klapp! Klapp! Doch nun muss ich weiter. Ich habe viel zu tun. Klapp! Klapp!“

„Klapp! Klapp!“, sagte auch Opa Meier, doch da war der Frühlingsbote auch schon verschwunden.

Opa Meier blinzelte. Hatte er diese Begegnung wirklich nur geträumt? Darüber grübelte er noch viele Tage nach. Aber sei’s drum. Er liebte jene Träume - und kleinen Wunder -, denen er im Wald immer wieder einmal begegnete.

Waldfrühling und Glückskäfer


Es wird wärmer im Wald. Jeden Tag ein bisschen mehr. Und endlich regt es sich am Boden der kleinen Lichtung am Rande des großen Waldes. Die Glückskäfer erwachen. Das Kind sieht sie genau. Überall kriechen sie aus ihren Winterschlafplätzen hervor. Manche taumeln fast vor Müdigkeit, überwältigt von der lockend milden Luft. Und wieder andere müssen aufgeweckt werden.

Aber nun mal zu!

„Ja, beeilt euch!“, ruft das Kind, das mit seinem Großvater zur Frühlingssuche und zum Glückskäfer-Aufwecken in den Wald gekommen ist.

Der Großvater lächelt. „Psst!“, flüstert er. „Augen auf und Ohren gespitzt! Der Waldfrühling ist eine spannende Sache. Psst!“

Da! Eine Hummel surrt mit ungeduldigem Brummen über den Waldboden, der mit dürren Herbstblättern bedeckt ist. Nur hier und da ragt frisches Grün zwischen dem Laub hervor.

„Sie ist auf der Suche nach den Blüten der Waldgräser und Frühlingskräuter“, sagt der Großvater.

„Und sie sucht ihre Freunde, die Käfer und Ameisen und Schmetterlinge“, ruft das Kind und blickt der Hummel hinterher. „Ganz aufgeregt ist sie. Siehst du es?“

Der Großvater nickt. „Sie lockt die Schlafmützen, die noch unter ihren Blattverstecken ruhen, ans Tageslicht.“

Das Kind nickt eifrig. „Ja. Sie ruft nach ihnen. Ich höre es genau. ‚Aufwachen!‘, ruft sie ihren Waldfreunden zu, ‚der Frühling ist da! Die Sonne scheint und die Luft ist warm. Los, los, ihr Faulpelze, steht auf!‘ … Hörst du es auch, Großvater?“

Der Großvater nickt. Er lächelt und deutet auf einen Marienkäfer, der noch schläfrig ist und wieder unter ein Blatt kriechen möchte.

„Lausche!“, sagt er wieder. Psst!

Und da hören sie die Hummel. Sie schimpft. „Da will sich doch einer dieser faulen Kerle gleich wieder im Laub verstecken? Nichts da! Wach auf und mache deinen Job, Käfer! Du wirst erwartet. Los, los!"

"Was für ein Job?", mault der kleine Käfer. "Gibt es denn schon saftige Blattläuse zum Schmausen?"

"Blattläuse? Pah!" Die Hummel ist empört. "Glück bringen sollst du? Oder warum, glaubst du, nennt man dich Glückskäfer, he?"

"Ach! Ich bringe Glück?“ Fragend sieht der Käfer die Hummel an. "Wie macht man das? Wie bringt man Glück?"

Die Hummel ist nun ungehalten. "Dein Pech, wenn du das nicht selber weißt."

"Okay. Dann bin ich eben ein Pechkäfer und ich habe Hunger."

Der kleine Glückskäfer reckt sich und reibt sich den Schlaf aus den Augen. Er hebt die Fühler, als schnuppere er, dann trottet er auf seinen sechs Käferbeinchen los in die Frühlingswelt. Langsam. Er hat Zeit. Zum Fliegen steht ihm noch nicht der Sinn. Erst richtig wach werden und Ausschau halten! Da, am besten vom Brombeerbusch aus.

„Achtung, Dornen!“, ruft das Kind ihm zu.

„Dornen? Ich bin ein Glückskäfer!“, antwortet der Käfer und die Hummel brummt: „Und du bist faul!“

Das Kind lacht, der Großvater schmunzelt und der Marienkäfer, der ein Glückskäfer ist, krabbelt langsam einen Brombeerzweig hinauf. Oben macht er Halt und sieht sich um.

"Irgendwie sieht der Wald anders aus als im letzten Herbst", brummt er. "Heller, frischer, grüner ... Ob dies der Frühling ist, von dem mir die Alten vor dem großen Winterschlaf erzählt haben?“

So ganz versteht der kleine Käfer diese neue Welt noch nicht und noch weniger hat er eine Idee, warum er ein Glückskäfer ist und ‚Glück bringen'  soll. Egal.

"Hallo du!", ruft er der Hummel hinterher. "Was gibt es Neues hier?"

Doch die Hummel ist längst unterwegs. Weitere Schläfer aufwecken. Sie hat noch viel zu tun.

Da plustert auch der kleine Marienkäfer seine Flügel auf. Er pumpt und pumpt, hebt ab und surrt mit einem leisen Brummsummen in die Waldwelt hinein.

„Tschüs“, ruft ihm das Kind hinterher. „Und vergiss nicht: Du musst Glück bringen.“ Es klatscht in die Hände und sieht den Großvater an. „Wie schön der Frühling doch ist!“

Der nickt. „Und wie schön es ist, wenn man den Blick für die kleinen Dinge nicht verliert. Aus dem Kleinen nur erwächst das Große.“

Ein Schreck auf der Schlüsselblumenwiese