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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2527

 

Kleiner Stern von Chatria

 

Ein tefrodisches Schicksal – die Frequenz-Monarchie zeigt ihr wahres Gesicht

 

Arndt Ellmer

 

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Auf der Erde und den zahlreichen Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit über hundert Jahren herrscht in der Galaxis weitestgehend Frieden: Die Sternenreiche arbeiten daran, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Die Konflikte der Vergangenheit scheinen verschwunden zu sein.

Vor allem die Liga Freier Terraner (LFT), in der Perry Rhodan das Amt des Terranischen Residenten trägt, hat sich auf Forschung und Wissenschaft konzentriert. Sogenannte Polyport-Höfe stellen eine neue, geheimnisvolle Transport-Technologie zur Verfügung. Gerade als man diese zu entschlüsseln beginnt, greift die Frequenz-Monarchie über die Polyport-Höfe nach der Milchstraße. Zum Glück kann der Angriff aufgehalten werden.

Während Reginald Bull die Milchstraße zu schützen versucht, folgt Perry Rhodan einem Hilferuf der Terraner in das in unbekannter Ferne liegende Stardust-System. Dort erhält er eine Botschaft seines alten Mentors ES: Die Superintelligenz scheint akut bedroht.

Atlan wiederum begibt sich in die Galaxis Andromeda. Dort will der Arkonide direkt gegen die Frequenz-Monarchie antreten. In einem unbedeutenden Sonnensystem kommt es zu einer unerwarteten Entwicklung – EIN KLEINER STERN VON CHATRIA ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide erlebt die wahre Macht der Frequenz-Monarchie.

Shaline Pextrel – Die Leiterin der Abteilung Funk und Ortung interpretiert seltsame Messergebnisse.

Eloa Nobili – Eine tefrodische Mutter versucht ihre Familie durch schwierige Zeiten zu bringen.

Satol Nobili – Ein Tefroder fällt eine schwere Entscheidung mit Folgen.

1.

 

Seit Wochen genoss Eloa Nobili die Stöße der Füßchen und die Püffe der Fäustchen. Jedes Mal antwortete sie mit einem sanften Streicheln. Dazu sprach sie leise vor sich hin und ließ ihre liebkosenden Worte auf den Stimmbändern vibrieren, dass es bis tief hinab in den Bauch zu spüren war.

Dann hielt der Winzling eine Weile inne, bevor er sich wieder bewegte und die kleine Welt um sich erkundete.

Der Gedanke, das fröhliche Strampeln würde bald vorbei sein, stimmte sie traurig. Wie lange noch? Zwei Zehntage oder drei ... Vielleicht vier? Nein, so lange auf keinen Fall. Nur Erstgeburten verzögerten sich manchmal.

Gleichzeitig freute sie sich auf die Zeit nach der Geburt. Ein Kind bereitete jeden Tag Freude, ob im Mutterleib oder außerhalb.

Dieses Mal wurde es ein Mädchen – ein unbeschreibliches Vergnügen für Eloa. Dann waren sie endlich zu zweit in einem Rudel von drei Männern. Nun ja, einer war erwachsen, die anderen beiden taten nur so.

»Ist das Zimmer in der Klinik schon bestellt?«, erkundigte sie sich beim Servo.

»Selbstverständlich. Satol hat es veranlasst, bevor er aufgebrochen ist. Alles ist für den großen Tag vorbereitet.«

Es schien ihr, als habe der Stimmmodulator bei der Klangfarbe »Freundlichkeit« ein wenig zugelegt.

»Es hat ja noch Zeit«, gab sie zur Antwort. »Kannst du Satol erreichen?«

»Nein. Seine Station sendet das Besetztzeichen.«

Die Crew des SAMMLERS errichtete einen Brückenkopf im Asteroidenfeld am Rande des Sicatemo-Systems. Dort hatten Satol und seine Kollegen wertvolle Edelmetalle entdeckt. So lautete zumindest die offizielle Version. Die Wahrheit roch sie immer dann, wenn der Vater ihrer wundervollen Kinder auf Heimaturlaub in Tekana-Tam weilte. Was den Geruch anging, versuchte Satol erst gar nicht, etwas vor ihr zu verbergen. Die Nase eines Tefroders, so sagte man in Hathorjan, ließ sich nicht belügen.

Zudem besaß Satol eine Eigenart, die in ihrem Volk eher selten war: Er sprach ab und zu im Schlaf.

Eloa bekam das gewöhnlich nie mit. Ihr Schlaf war tief und fest. Aber der Winzling in ihrem Bauch weckte sie jedes Mal. Daher wusste sie, dass es nicht um Edelmetalle ging, sondern um Schwingquarze, deren Marktwert im Zeitalter der erhöhten Hyperimpedanz um ein Tausendfaches größer war als in alten Zeiten.

Kein Wunder also, wenn die Regierung des Sicatemo-Systems es geheim hielt. Draußen im Asteroidenfeld trieben sich hin und wieder auch Angehörige anderer Völkerschaften herum, Maahks zum Beispiel.

»Sag ihm, dass ich ihn liebe und mich auf seine Rückkehr freue«, trug Eloa dem Servo auf. »Ich ...«

Stechender Schmerz zuckte ihre Wirbelsäule entlang. Ihr Körper wollte sich zusammenkrampfen, aber sie wehrte sich mit aller Gewalt dagegen. Steif wie ein Stück Holz lag sie da. Auf ihrer Stirn bildete sich Schweiß, der schnell abkühlte. Sie fröstelte.

Dankbar erinnerte sie sich der Worte der Hebamme bei ihrer ersten Schwangerschaft. Gleichmäßig und tief atmen, das half in den meisten Fällen. Eloa tat es, und ihr Körper entspannte sich wieder. Nicht auszudenken, was der Krampf hätte auslösen können, eine geplatzte Fruchtblase, eine Fehlgeburt ...

»Dein Blutdruck und dein Puls stimmen mich nachdenklich«, sagte der Servo. »Ich rufe einen Gleiter. Er bringt dich in die Klinik.«

»Wahrscheinlich ist es nur eine kurze Unpässlichkeit«, widersprach sie, um sich selbst zu beruhigen. Irgendwie funktionierte es nicht. Ihr Körper vibrierte, und der Winzling in ihrem Bauch hielt verwundert still.

Ein Prallfeld fing Eloa ein. Mitsamt dem Diwan schwebte sie hinaus in den Korridor ans Ende des Hauses, wo aus der Felswand die Plattform für die Gleitern ragte.

Ein kleiner Fleck in der Ferne wuchs schnell zu einem bauchigen Gebilde an. An den Stummelflügeln des Fahrzeugs prangte das Emblem der Klinik. Das Prallfeld beschleunigte und schob Eloa in den vorbeifliegenden Gleiter. Während sich die Tür hinter ihr schloss, beschleunigte das Fahrzeug und hielt auf das Zentrum von Tekana-Tam zu.

Ausgerechnet jetzt kam eine Verbindung zum SAMMLER zustande. Der Bildschirm über dem Diwan erhellte sich, und Eloa erblickte den Kopf und den Oberkörper Satols.

Er riss die Augen auf, als er sie sah. »Wo steckst du, Eloa? Was ist geschehen?«

»Ein kleiner Krampf, nichts Ernstes.« Sie sagte es langsam, beinahe beiläufig. Die beabsichtigte Wirkung trat allerdings nicht ein.

Satols Gesicht entspannte sich keineswegs. »Sie bringen dich in die Klinik, das sagt alles. Ich informiere den Eins... den Schichtführer und nehme Urlaub. Bis gleich!«

Sein Abbild erlosch. »Einsatzleiter« hatte er sagen wollen. Im letzten Moment hatte er seinen Fehler korrigiert.

Zwei Tentakel-Tellerroboter näherten sich Eloa. Die Maschinen legten ihr Manschetten um die Hand- und Fußgelenke, stimulierten ihre Sinne mit sphärischer Musik und fächelten ihr körperwarme Luft zu. Eloa fühlte sich schon viel besser.

»Es ist gut«, sagte sie. »Ihr könnt mich wieder nach Hause bringen.«

Die Roboter taten, als hätten sie es nicht gehört.

 

*

 

Bolufer wies eine starke Ähnlichkeit mit Satol auf; das tiefschwarze, glänzende Haar, den schmalen Nasenrücken und das Grübchen am Kinn. Selbst die Form der Ohren kam Eloa irgendwie vertraut vor. Man hätte den einen für einen Klon des anderen halten können.

Die Stimme allerdings passte überhaupt nicht. Wenn Bolufer sprach, schnarrte und näselte der Mediko. Irgendwie, fand Eloa, passte es nicht zu seinem Erscheinungsbild.

»Gute Frau«, sagte er, und es sollte wohl tröstend klingen. »Gute Frau, wir müssen dich hierbehalten.«

»Ich heiße Eloa Nobili. Ich bin angemeldet, allerdings nicht für heute.«

»Das weiß ich, Eloa. Und ich kann dich ja verstehen, wenn du wieder nach Hause willst.«

Bolufer breitete die Arme aus, eine Geste des Willkommens, aber Eloa verstand es anders. Er wollte ihr den Weg versperren.

»Lass mich durch!«, schrie sie ihn an. Sie wollte aufstehen, doch das Prallfeld drückte sie in die Polster zurück. Eloa stöhnte vor Wut und Hilflosigkeit, nicht vor Schmerz.

»Ich habe mit dieser Reaktion gerechnet.« Der Mediko ließ die Arme sinken. Mit hängenden Schultern tappte er neben dem Diwan her, bis sie das Zimmer im 48. Stock erreicht hatten. Bunte Fähnchen und Lampions bewegten sich in der Zugluft. An der Tür blieb er zurück.

Eloa verrenkte den Kopf, um Bolufer nicht aus den Augen zu verlieren. »Wieso hast du damit gerechnet?«

»Es ist stark, sehr stark. Noch nie habe ich einen Ausschlag von dieser Heftigkeit erlebt.«

Er redet Unsinn, dachte Eloa. Was für einen Ausschlag meint er?

Das Prallfeld hob sie vom Diwan und legte sie auf dem kuscheligen Bett neben der Hängewiege ab. »Ich möchte nach Hause zu meiner Familie!«

Von Bolufer erntete sie ein knappes Kopfschütteln. »Satol kommt hierher.« Der Mediko notierte etwas auf einem schwebenden Pad und schickte es anschließend fort.

»Was verschreibst du mir da? Tabletten?«

»Ein leichtes Beruhigungsmittel, ungefährlich für dich und das Kind. Es wird injiziert, nicht verabreicht.«

Ein Tonnenroboter tauchte auf, wuchtig vom Äußeren und schwerfällig in seinen Bewegungen. Eloa wusste nicht, was für eine Maschine das war. Deshalb stufte sie das Ding als Gefahr ein.

»Schaff den Kübel hinaus!«, fuhr sie Bolufer an.

Der Mediko trat an das Bett. Er nahm ihre Hand und tastete den Puls. »Gleichmäßig, aber mit überdrehenden Peaks wie von einem heiß laufenden Triebwerk«, meinte er nach einer Weile. »Das ist nicht die feine tefrodische Art. Versuch, es unter Kontrolle zu bringen.«

Eloa nickte. Im Unterschied zu anderen Völkern tefrodisch-lemurischer Abstammung konnten viele Tefroder auf Chatria ihren Stoffwechsel, Wasserhaushalt, Wärmegleichgewicht und Herzschlag ziemlich gut kontrollieren. Sie ignorierte den durchdringenden Blick Bolufers und schloss die Augen. Gleichmäßig atmen, den Körper völlig entspannen – es funktionierte wie gewohnt. Die unterschwellige Gereiztheit und das Vibrieren jedoch blieben.

Bolufer las an der Tonne Messwerte ab. »Drei Prozent über dem Höchstwert. Beim Tamanium, das ist unglaublich!«

Eloa schwieg verwirrt. Was wollte er ihr sagen? Warum diese Andeutungen? Sie wünschte sich, dass Satol endlich eintraf und dem Spuk ein Ende bereitete.

Bolufer strahlte sie an. »Deshalb bist du so gereizt. Es ist völlig normal, Eloa. Du wirst nicht lange leiden müssen. Drei Tage höchstens.«

Er ist verrückt. Er redet, als sei ich todkrank. »Wo bleibt Satol?«

»Er ist auf dem Weg hierher.«

Bolufer berührte einen der gelben Sensorkreise auf der Tonne und wartete. Als sich nichts tat, wiederholte er den Vorgang. Schließlich schlug er mit der Faust gegen das Metall. Im Innern der Tonne schepperte es leise.

Eloa hörte ein leises Summen. Aus einem dünnen Schlitz schob sich eine Folie mit Diagrammen, die der Mediko ausgiebig musterte.

»Ja«, hörte sie ihn murmeln, »genau so habe ich mir das vorgestellt.«

»Was ...« Ein Gluckern in ihrem Bauch ließ sie verstummen. Es kam ihr vor, als fülle jemand einen Schlauch mit heißem Wasser, irgendwo in ihrem Inneren. Nach wenigen Sekunden verschwand der Eindruck wieder.

Eloa ertappte sich dabei, wie sie unkontrolliert die Finger bewegte und mit den Händen über den Bauch tastete. Gleichzeitig spürte sie, wie der Winzling seine Hände synchron bewegte.

»Ich ... was geht vor? – Bolufer!«

Der Mediko wandte sich zu ihr um. Sein Gesichtsausdruck wirkte entrückt, der Tefroder lächelte. »Deine Tochter besitzt eine extrem hohe Sagh-Quote. In den letzten Tagen vor ihrer Geburt führt das zu kleineren Komplikationen. Neuronale Rückkopplungen. Nichts Ernstes, aber ungewohnt.«

Das Kind in ihrem Bauch hielt inne, gleichzeitig hörten auch Eloas Hände auf, sich zu bewegen.

»Mein Kind steuert meine Nervenbahnen ...?«

»So könnte man es ausdrücken. Du wirst in den kommenden Tagen ein paar merkwürdige Erlebnisse mit dir selbst haben. Wenn es dir zu viel wird, versetze ich dich in Wachschlaf. Du bekommst es dann mit, aber es stört dich nicht.«

»Selbstverständlich möchte ich alles bei vollem Bewusstsein erleben!« Jetzt verstand sie, was er mit drei Tagen gemeint hatte. Das Kind kam früher als erwartet.

»Wir passen auf, damit nichts Schlimmes geschieht. Im Notfall müssen wir gegen deinen Willen entscheiden.«

Eigentlich wollte Eloa anfangen zu schimpfen, aber sie verlor mit einem Mal das Interesse daran. Entspannt legte sie sich zurück, während der Tonnenroboter zur Tür hinausschwebte. Nur die beiden Teller blieben da, stumme und zugleich aufmerksame Betreuer.

An der Sagh-Quote lag es also, einer minimalen hyperenergetischen Strahlung, erzeugt von dieser Drüse im Kleinhirn. Die Sagh-Quote drückte jedem Tefroder einen ganz individuellen, unsichtbaren Stempel auf.

Eloas Gedanken verengten sich auf diesen einen Aspekt, der aus ihrer Tochter etwas noch Einmaligeres machte, als sie es so schon war. Eine Hochbegabte, eine mit geistigen und emotionalen Fähigkeiten, wie es sie auf einer Tefroderwelt höchstens alle hundert Jahre einmal gab.

In ihren Gedanken begann Eloa Pläne für die Zukunft zu schmieden, Pläne für ihr jüngstes Kind. Die beste Schulbildung wartete auf ihre Tochter, der Staat förderte Hochbegabte. Eine Karriere in Verwaltung oder Raumfahrt zählte zum Begehrtesten, was sich eine Familie für ihren Nachwuchs vorstellte.

Ein schmerzhaftes Treten in ihren Bauch stoppte ihre Euphorie. In ihren Gedanken ging sie viel zu weit, baute Luftschlösser viel zu hoch, als dass sie nicht abgestürzt wären. Eine hohe Sagh-Quote sagte noch längst nichts über die Intelligenz des Kindes aus, sie war lediglich einer von mehreren Indikatoren.

Wieder verpasste der Winzling ihr einen heftigen Tritt. Um ihn zu beruhigen, massierte sie erneut ihren Bauch. Ein leichtes Ziehen im Rücken deutete an, dass sich Nervenzentren am Rücken aktivierten, die gewöhnlich nicht in dieser Intensität arbeiteten. Sie stimulierten die Muskulatur, und gleichzeitig deutete sich eine letzte Veränderung im Bereich der unteren Wirbelsäule und des Beckens an. Ihr Körper bereitete sich auf die Geburt vor.

Eine halbe Stunde später löste die Hebamme den Mediko ab; das vorbereitende Gespräch stand an. Frantul verabreichte ihr die Injektion. Eloa spürte keinen Unterschied zu vorher.

Von wegen drei Tage. Die ersten Wehen setzten ein.

Wieder fragte Eloa nach Satol. Die Positronik der Zentralklinik versuchte eine Hyperfunkverbindung herzustellen, aber es klappte nicht. Satol Nobili flog irgendwo zwischen dem Asteroidenfeld und dem dritten Planeten. Er würde einen oder mehrere Umwege in Kauf nehmen müssen, denn der exakte Standort des SAMMLERS fiel derzeit unter das Staatsgeheimnis.

Vier Stunden später setzten die Presswehen ein. Es war so weit. Während Hebamme Frantul ihren Rücken massierte, versuchte Eloas erneut, Kontakt mit Satol aufzunehmen. Auch dieses Mal klappte es nicht. Satol Nobili würde sich melden, sobald er Chatria erreichte.

»Massiere stärker!«, sagte Eloa zu Frantul.

Die Hebamme übertrug die Aufgabe einem Roboter und bereitete alles für die Geburt vor. Eloa freute sich auf den entscheidenden Augenblick, aber tief in ihrem Innern blieb ein kleines bisschen Zweifel. Welche Überraschungen hielt der Winzling noch für sie bereit?

Dann war es so weit, und Eloas Tochter erblickte das Licht der Welt. Die Hebamme hüllte das Neugeborene in ein weiches Tuch und reichte es ihr. Fast zaghaft nahm Eloa es entgegen und legte es sich auf den Bauch. Mit den Fingerspitzen streichelte sie über seinen Kopf und den Rücken.

»Mein kleiner Stern!«, flüsterte sie und weinte vor Freude. »Du bist viel früher aufgegangen, als ich es erwartet hatte.«

 

*

 

Satol kam. Sie erkannte ihn an seinen Schritten – fest, gleichmäßig und dennoch irgendwie verspielt, mal nach links, mal nach rechts ausscherend. In solchen Dingen merkte man ihm die beiden Jungs an, mit denen er einen Großteil seiner Freizeit verbrachte. Und es zeigte die Freude, mit der er der Geburt seiner Tochter entgegensah.

Unter der Tür blieb er einen Augenblick stehen, größer und schlanker als Bolufer – eindrucksvoller eben. Er trug eine einfache Kombination mit geschlossenem Kragen. Nichts deutete auf seine Tätigkeit im Asteroidenfeld hin. Mit einem einzigen Blick erfasste er die Lage.

»Es ist schon da!« Er trat zu ihr und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.

Die Hebamme reichte ihm das Desinfektionsmittel für Hände und Arme. Dann legte er dem Säugling die Fingerkuppen des rechten Zeige- und Mittelfingers auf die Stirn zum Zeichen seiner Zuneigung. Frantul half ihm anschließend, das Badewasser in der Schüssel zu richten.

Satol nahm Eloa den Winzling aus den Armen und barg ihn vor der Brust. Erst hielt er ihm die Füßchen in das körperwarme Wasser, dann die Beinchen und schließlich den Körper. Seine tiefe Stimme wirkte beruhigend. Das Mädchen hielt still, während Satol ihm mit bloßen Händen die »Käseschmiere« abwusch, diesen weißlich gelben Schutzbelag auf der Haut. Wenig später lag die Kleine wieder bei Eloa unter der warmen Decke.

»Es ist Zeit, ihr einen Namen zu geben.« Satol schaute verträumt drein, fast wie in höhere Dimensionen entrückt.

»Sie konnte es kaum erwarten, geboren zu werden. Aber jetzt ist sie sehr geduldig. Sie schreit nicht, sie quängelt nicht. Wir sollten sie Sativa nennen, die Geduldige.«

»Ja, der Name gefällt mir. Ich werde Tokul und Andrag Bescheid geben, dass sie nach der Schule herüberkommen.«

»Geschwisterchen besichtigen!« Eloa lachte.

Die beiden Jungs zeigten bisher nur mäßiges Interesse an dem neuen Nachwuchs. Tokul hatte längst andere Interessen, und Andrag war in dem Alter, in dem man sich keine kleinen Geschwister wünschte. Die schrien nur und stanken.

»Ich denke, ich kann euch jetzt allein lassen«, sagte die Hebamme mit einem bezeichnenden Blick auf ihre Brusttasche, in der sie lautstark der Piepser meldete.

Eloa streichelte den Kopf ihres kleinen Sterns. Sativa kümmerte der Lärm des Signalgebers nicht. Nach den anstrengenden Erlebnissen, der Geburt und dem ersten Bad, war sie an Eloas Brust eingeschlafen.

Satol folgte der Hebamme bis zur Tür. Er blickte hinaus in den Korridor. Als er sich umwandte, wirkte sein Gesicht seltsam angespannt.

»Was hast du?« Eloa gähnte. Auch sie war müde, ihr fielen die Lider zu.

»Mein Flug zurück nach Chatria hat dreimal länger gedauert, als es selbst unter allerhöchster Geheimhaltung erforderlich gewesen wäre. Die Fähre musste mehrmals ihren Kurs ändern. Als wir die Bahn des vierten Planeten hinter uns ließen, verhängte die Flugkontrolle ein Funkverbot.«