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Jürgen Hummel | Alexander Oertle

Traktoren 1927–1981

Typenkompass Deutz
Traktoren 1927–1981

Paul Pietsch Verlage

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Einbandgestaltung: Luis dos Santos

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1. Auflage 2014

 

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Lektorat: Martin Gollnick

eBook-Produktion: pagina GmbH, Tübingen // v1

ISBN 978-3-613-31030-8

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Vorbemerkung

Diese Abhandlung beschreibt die Deutz-Traktoren, die von 1927 bis Anfang der 80er Jahre gebaut wurden, einschließlich der INtrac-Typen 2002, 2003 und 2005 bis hin zum INtrac 2004.

Zu den Tabellen mit den technischen Daten:

Bedingt durch die auf Wunsch erhältlichen unterschiedlichen Reifengrößen kann die Endgeschwindigkeit bei den Traktoren durchaus variieren. Hinzu kommt noch, dass manche Fahrzeuge aus versicherungs- und steuerrechtlichen Gründen z. B. um 200 U/min gedrosselt wurden, was sich natürlich auch auf die Geschwindigkeit auswirkte. Aus diesem Grund sind die Angaben teilweise nur als Richtwerte zu sehen.

Da die Typenbezeichnungen an die PS-Leistung angelehnt sind, werden die Leistungsangaben ebenfalls in PS angegeben (D 30 = 28 PS, D 8006 = 80 PS). Für Angaben in kW müssen die PS-Zahlen durch 1,36 dividiert werden.

Einen wesentlichen Beitrag zur Motorisierung der kleinen und mittleren Betriebe leistete der ab 1936 gefertigte Deutz F1M414, der schlicht »Elfer-Deutz« oder »Bauern-Deutz« genannt wurde.

Die Entwicklung des Deutz-Traktorenbaus

Vorgeschichte

Im Laufe der Mechanisierung der Landwirtschaft zur Versorgung einer immer größer werdenden Zahl an Industriearbeitern waren selbstverständlich auch andere Antriebsquellen als Menschen oder Tiere notwendig geworden. Zugtiere oder einfache Übertragungsmechanismen wie Göpel reichten als Antrieb für Maschinen nicht mehr aus. Die Dampfkraft schob sich in den Vordergrund. Da es noch keine flächendeckende Elektrizitätsversorgung gab, schied auch der Elektromotor als Antriebsquelle zunächst noch aus. Die ab zirka 1890 vorgestellten Verbrennungsmotoren schienen das Patentrezept zu sein: Relativ kleine, kompakte Antriebe für Aufgaben aller Art.

So ist es nicht verwunderlich, dass sich Ende des 19. Jahrhunderts die Deutzer Gasmotorenfabrik schon einen Namen machen konnte und sich zu einem großen Unternehmen entwickelte, das auch in den Vereinigten Staaten Niederlassungen unterhielt. Deutz-Gasmotoren wurden im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in beträchtlichen Stückzahlen vor allem an die Industrie geliefert. Viertakt-Verbrennungsmotoren folgten ihnen sehr schnell nach und eroberten nicht nur den Markt, sondern verdrängten auch bald die Gasmotoren. Und eben diese amerikanische Tochtergesellschaft der Gasmotorenfabrik Deutz, die Otto Gas Engine Works in Philadelphia, stellte 1894 erstmals einen Traktor vor. Es war ein 15 PS starker Ackerschlepper, der 5,4 Tonnen wog und das äußere Erscheinungsbild eines Lokomobils hatte, dessen Dampfkessel durch einen Otto-Motor ersetzt worden war. Auch die Antriebs- und Lenkungstechnik war von Dampftraktoren übernommen worden, die in der amerikanischen Landwirtschaft früher als in Europa Einzug gehalten hatten.

Anfang des 20. Jahrhunderts, genauer im Jahr 1907, experimentierte man auch im Stammhaus in Köln mit Traktoren und baute zunächst auf zwei unterschiedliche Konzepte: Das eine mündete in der Deutzer Pfluglokomotive mit einem 40 PS starken Otto-Motor, Allradantrieb der vier gleich großen eisenbereiften Räder mit relativ kleinem Umfang, sowie Vorder- und Hinterachslenkung. An die Vorder- und Hinterachse der Pfluglogomotive war jeweils ein Beetpflug angebaut. Damit sollte sie wie beim Dampfpflügen auf dem Feld hin- und herfahren. Das zweite Konzept führte zum Deutzer Motorpflug. Er hatte einen 25 PS starken Otto-Motor und wog zirka 3 Tonnen. Hier waren erstmals größere Antriebsräder hinten und kleinere Lenkräder vorn verwirklicht. In diesen Traktor hatte Deutz bemerkenswert moderne technische Details eingebaut. Letztlich waren aber die Ergebnisse von Tests bei beiden Fahrzeugen nicht ermutigend, die Kraftübertragung auf den Ackerboden erwies sich als ungenügend (obwohl die Pfluglokomotive sich an einem fest verankerten Seil weiterziehen konnte), sodass beide Entwürfe nicht weiterverfolgt wurden. Auch standen ein hoher Anschaffungspreis und eine fehlende Infrastruktur einer Verbreitung dieser Maschinen im Wege: Schon das Heranschaffen des Treibstoffs in den großen erforderlichen Mengen von mehreren hundert Litern pro Arbeitswoche war ein Problem.

Erst einige Jahre später (1919) versuchte Deutz, wieder in der Landwirtschaft Fuß zu fassen. Diesmal war es die im Ersten Weltkrieg entwickelte schwere Artillerie-Zugmaschine, welche die Basis für den »Deutzer Trekker« darstellte. Er hatte einen 40-PS-Benzolmotor, eine gefederte Vorder- und Hinterachse, ein Getriebe mit drei Vorwärtsgängen und einem Rückwärtsgang für bis zu 6 km/h Höchstgeschwindigkeit sowie eine Riemenscheibe, eine Ladepritsche und ein geschlossenes Fahrerhaus. Das Gewicht lag bei 3,6 Tonnen. Der »Trekker« eignete sich allerdings eher als reine Straßenzugmaschine denn als landwirtschaftliches Zugfahrzeug.

Der Traktorenbau

Nachdem auch viele andere Unternehmen den Traktorenbau aufgenommen hatten, konnte Deutz nicht untätig bleiben: 1926 lief bei Deutz in Köln (im gleichnamigen Stadtteil) die serienmäßige Herstellung von Traktoren an. Der Typ MTH 222 war das erste Produkt. Als Antrieb diente ein liegender Einzylinder-Viertakt-Dieselmotor mit Verdampfungskühlung. In seiner Bauart entsprach der MTH 222 dem bereits 1921 vorgestellten 12-PS-Lanz-Bulldog HL, der als erster Rohölschlepper der Welt bezeichnet wird. Wie beim Lanz handelte es sich beim Deutz um eine selbstfahrende Antriebsmaschine (zeitgenössische Fotos zeigen ihn meist mit einer Dreschgarnitur) und weniger um eine Zugmaschine für den Ackerbau. Deutz baute bis 1930 immerhin 540 Stück davon.

Bei der »Deutzer Pfluglokomotive« konnte dank doppeltem Führerstand und beidseitig angebautem Pflug auf das Wenden am Ackerende verzichtet werden. Allradantrieb und Allradlenkung vereinfachten das Fahren.

Die Mechanisierung schritt weiter fort: Immer mehr Betriebe setzten jetzt Traktoren ein, für die es auch immer mehr angepasste Arbeitsgeräte gab, wodurch sie noch universeller einsetzbar wurden. Also ging auch die Entwicklung der Traktoren weiter: 1929 kam der MTZ 120 auf den Markt. 1932 folgten wegen der Nachfrage nach stärkeren Zugmaschinen die MTZ-Typen 220 und später 320 mit 30 und 36 PS. Bis 1936 wurden 2650 Traktoren gebaut, davon 1427 MTZ 320. Ihr Aufbau war völlig anders als der des MTH: Ein liegender Zweizylinder-Dieselmotor trieb sie an, griffige Eisenräder oder Vollgummibereifung und weiteres Zubehör standen zur Auswahl und die Riemenscheibe zum Antrieb von Dreschmaschinen war weiterhin ein wichtiges Ausstattungsmerkmal.

1934 machten die Deutzer Ingenieure wieder einen großen Schritt nach vorne: Der erste Stahlschlepper verließ die Fertigungshallen. Erstmals ging Deutz damit von der bewährten und technisch einfachen Rahmenbauweise ab. Die Motoren der neuen Stahlschlepper waren mit einer Gussölwanne als tragendes Bauteil mit dem Getriebe verbunden, dessen Gehäuse jetzt aus Stahl war. Damit war ein stabiles, selbsttragendes Motor-/Getriebegehäuse entstanden und auf den Rahmen konnte verzichtet werden. Angetrieben wurden diese Traktoren mit der Typenbezeichnung F2M bzw. F3M von Zweizylindermotoren mit 28/35 PS und Dreizylindermotoren mit 50 PS. Etwa 12 000 Stück wurden im Laufe der Produktionszeit gebaut, sodass Deutz in den ersten zehn Jahren des Traktorbaus (bis 1936) insgesamt fast 19 000 Maschinen herstellen konnte.

Die ersten MTZ-Traktoren leisteten 27 PS bei nur 600 Umdrehungen pro Minute, hatten aber einen Hubraum von mehr als 5,7 Litern.