Heinz Kirchenmaier
Alt-Eberstein
und wie die Rote Rose in das
Ebersteiner Wappen kam
Der Autor:
Heinz Kirchenmaier wurde 1941 in Baden-Baden geboren und verbrachte Kindheit und Jugend im nahe gelegenen Murgtal. Schon früh interessierten ihn die Sagen seiner Schwarzwälder Heimat. Heute lebt er in der weltbekannten Kurstadt Baden-Baden und hat endlich Zeit und Muße, sein großes Wissen und seine Lust am Fabulieren zu vereinen.
Heinz Kirchenmaier:
Alt-Eberstein – und wie die Rote Rose in das Ebersteiner Wappen kam
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Lektorat: Gereon Wiesehöfer
Satz, Gestaltung: Tania Stuchl, design@stuchl.de
ISBN 978-3-95457-184-0
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Cover
Titel
Impressum
Alt-Eberstein
Die Rote Rose der Ebestein
Der Knabe Beowulf
Die Schildmauer der Burg
Knab zu sein ....
Kriegsknechte
Was wär’ ein Ritter ohne Ross?
Burgvogt sein ...?
AUTSCH
Wundersames
Geheime Kräfte
Ersehnte Ritterehren
Die Gedanken sind frei ...!
Auf zum Turnier!
Willkommene Abwechslung
Schöne Aussichten
Zurüsten vor dem Abmarsch
Alleweil gut aufpassen!
Eine neu’ Waff’
Gut gemacht
Angriff ist die beste Verteidigung
In der Königspfalz
Schlaraffenland
Kriegsknechtsalltag
Tjost und andere Turnierübungen
Königslist
Verrath bey alerley Lustbarkeiten
Hopplahopp ...!
Minne-List wider die Königs-List
Vor dem Verschwinden
Ab itz!
Eine raffinierte Finte
Ein nobles Angebot
Vorfreude
Festzug zur Wartburg
Gräfliche Geheimniskrämerei
Besondere Ehr’
Oh sel’ge Minne
Es fängt ein neues Leben an
Ganz im Vertrauen
Heimritt
Abschied
Auf zu neuen Taten
Sicheres Geleit
Ein neues Quartier
Alltäglichkeiten
Der König ruft
Gewichtige Aufträge
Auszeichnung und Wappenzier
Süße Geheimnisse
Nachbemerkungen zur Sage von „Alt-Eberstein“
Die historischen Örtlichkeiten
Der historische Zeitraum
Königliche Eigenschaften
Die Grafen von Eberstein
Die Stammburg der Grafen: Alt-Eberstein
Niedergang und Ende des Grafengeschlechtes
Dank
Bildimpressionen
Weitere Bücher
So lautet sinngemäß die Sage von Alt Eberstein in der Sammlung der Gebrüder Grimm. Die Sage ist auch bekannt unter dem Namen „Die Grafen von Eberstein“. Sagen sind in aller Regel – im Gegensatz zum Märchen – nicht an einen starren Wortlaut gebunden.
Doch wie, liebe Leserin und lieber Leser, könnte sich das Sagen-Geschehen um „Alt-Eberstein“ im hohen Mittelalter wohl tatsächlich zugetragen haben? Wollen wir doch einmal lesen, was uns der Knappe des jüngsten Grafen auf Eberstein namens Beowulf zu erzählen hat …
„Als Knabe (Knappe) des jüngsten der drei Grafenbrüder auf der hoch über dem Rhin- und dem Murgthale gelegenen Veste (sehr wehrhafte Burg) Eberstein hat man’s wahrlich nicht leicht. Ganz besonders dann, wenn viele Leute in einer sowieso schon engen Burg noch zusammengepferchter hausen müssen als die Hühner auf der Stang’. An diesem immer unerträglicher gewordenen Zustand sind nur die Königlichen schuld! Schon dritthalb Jahr (entspricht drei halben Jahren) belagern deren Kriegsleute den Herrschaftssitz der Ebersteiner!! Warum denn nur? Keiner weiß es mehr so richtig, wie es wohl dazu gekommen sein mag. Keiner möcht’s mir auch verraten! Es wird nur gemunkelt, die Ebersteiner hätten sich auf die falsche Fürstenseite geschlagen, sich mit den aufmüpfigen Straßburger Bischöfen verbündet und deshalb des Königs Unmut erregt. Ob es stimmt – oder glatt erlogen ist – ich weiß es nicht! Was hilft mir denn ein Lamentieren und mein Besser-wissen-wollen? Darum möcht’ ich nicht laut klagen! Das würd’ mich erst recht zum Gespött aller Leute machen. Aber denken darf ich’s doch! Oder vieleicht nicht?“, sinniere ich so vor mich hin und lueg (schaue) vorsichtig zwischen den Zinnen der mindestens über sechzig Ellen hoch aufragenden, aus mächtigen Buckelquadern gemauerten Schildmauer, die all’ den steinernen Geschossen der Königlichen Belagerern standhält. Sie misst in der Mauerkrone (oben) mindestens 10 Fuß (etwa drei Meter) – unten werden es wohl mehr als zwanzig Fuß (sechs Meter) Mauerstärke sein. Alle Geschossbrocken aus den Bliden (Steinschleudern) der Königlichen hatten bislang nie eine Bresche schlagen können. Sie hat bisher unbeschadet standgehalten. Vorsichtig muss ich sein, wenn ich hinab zu unseren unliebsamen Belagerern, den Königlichen lueg.
Einige Monde (Monate) vor der überraschenden Belagerung kam ich zur Veste Eberstein. Nach meiner Pagenzeit auf der Burg Zähringen soll ich nun hier das Rüstzeug eines Ritters erhalten. Da ich ein Grafensohn bin, wurde ich zum Knaben des jüngsten Grafensohnes getreten. Zum Page wird man erkoren, zum Knaben jedoch wird man von seinem künftigen Herrn mit einem kräftigen Tritt in den Hintern getreten. Dies zum Zeichen, dass Knabenjahre künftighin keine Herrenjahre sein werden. „Es gehört in Gottes Namen – und auch – in hochgemutem Gräflich-Adels Namen – halt nun mal mit zu meinem wohl unabänderlichen Schicksal. Warum nur – scheint’s mein Los zu sein – vor allem Dank meines unnachgiebig-harten Herre Vadder (Herrn Vater) – dass ich um jeden Preis zum Ritter geschlagen werden soll? Nun ja, bis zum Erreichen meiner Mannbarkeit – also bis ich mindestens mein sechzehntes Lebensjahr vollendet habe – ist es noch eine kleine Weile hin. Dies wär’ – nach uraltem, noch aus alemannischer Zeit stammenden Brauch – die übliche Zeit, dass ich der teutschen Ritterschaft angehören dürfte. Ein Grafensohn ist halt mal eine Königliche Hoheit und deshalb ist’s Sitte und Brauch – möglichst vom König und nicht von einem niedriger stehenden Landesfürsten – die Schwertleite durch den Ritterschlag zu empfangen. Heutigentags ist’s die Regel, dass ein Knabe mit etwa zwanzig Lebensjahren auf die Schwertleite hoffen kann. Aber keine Regel ohne Ausnahmen. Nun verzweifle ich schier, denn ich knappe (hinke) mit meiner Ausbildung allen anderen Knaben hintendrein. Mein ansonsten gar nicht so gestrenger Herr, der hochedle Graf Berthold von Eberstein, der jüngste und schönste der drei Grafenbrüder, war und ist mit so viel anderem viel zu arg beschäftigt!“, bringe ich meine derzeitigen Gedanken zu Ende. Auch der Zuchtmeister (Fecht- u. Waffenlehrer) bringt immer mehr Zeit auf den Mauern und Türmen zu, um unseren Mannen Mut und Tapferkeit – manches Mal recht derb – einzubläuen. „Die Belagerung der Burg macht jedem da inwendig (hier drinnen) immer mehr zu schaffen! Weder mein Herre, noch der Zuchtmeister haben jetzt beim besten Willen weder Zeit noch Müßiggang, einem so ungelenken Tropf wie mir, das Fechten mit allerlei Waffen beizubringen; wie ich den Ritterdolch allein – oder im Zusammenspiel mit dem Schwert – geschickt handhaben muss! Oder wie ich – bloß mit dem Schwert allein oder womöglich noch mit dem zweihändigen Turnierschwert – ordentlich und geschickt fechten muss. Darin bin ich schlicht und einfach gesagt: so ziemlich unbegabt, meint manchmal resignierend der Fechtmeister. Allerdings gibt er zu bedenken, dass ich in meiner körperlichen Entwicklung unverschuldet ziemlich zurückgeblieben sei. Meine Kräfte würden mit einer besseren Verpflegung bald wieder zunehmen. Dann würden meine Muskeln schnell wachsen. Am Kampfeswillen würde es mir beileibe nicht mangeln! Es liegt halt nicht allein an mir ….!!“, resümier’ ich trotzig. Manche Waffen flößen mir größten Respekt (zur Zeit) (Eibenholz)