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Der Reporter


Der Reporter

Die Dominikanische Tragödie, 3. Band
Die Dominikanische Tragödie, Band 3 1. Auflage

von: Wolfgang Schreyer

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 12.05.2012
ISBN/EAN: 9783863945176
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 653

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Santo Domingo, April 1965: Drückende Stille über der Insel. Noch vor John F. Kennedys Ermordung ist hier sein demokratischer Versuch gescheitert. Ein Militärputsch hat das „Schaufenster" zerstört. Als hätte es weder Trujillos 30-jährige Schreckensherrschaft noch die sieben Monate des Sozialreformers Juan Bosch gegeben, herrscht die alte Oberschicht — gedeckt von konservativen US-Beamten und Wirtschaftsmächten...
Da erhebt sich mit der Garnison plötzlich das Volk in der Hauptstadt. Bürgerkrieg! Und niemand — kein Diplomat, kein Geheimdienstler, kein Reporter — hat das kommen sehen. Der Aufstand greift auf das Hinterland über. Präsident Johnson will ihn unter dem Vorwand, eigene Bürger zu retten, mit zwei Divisionen schlagartig ersticken. „Was richten wir denn in Vietnam aus", fragt er seinen Krisenstab, „wenn wir nicht mal klar Schiff machen können in der Dominikanischen Republik?" So entbrennt, in der ältesten Stadt Amerikas, die Schlacht um den Weg einer formell freien Nation — vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Denn in vier Monaten Bürgerkrieg wird dies immer mehr ein Kampf der Meinungen und der Berichte, geführt von den Massenmedien vieler Länder, die ihre Vertreter entsenden.
Dies ist die Geschichte eines nordamerikanischen Auslandskorrespondenten. Mit all seinen Lebensproblemen — und der karrierelüsternen Gefährtin — findet er sich jäh im Hexenkessel wieder, an der Nachrichtenfront des Kriegsschauplatzes Nummer eins. Dort trifft er Menschen aller Schichten und politischen Schattierungen, um aus ihren Worten und Taten ein Mosaik der Wahrheit zu gewinnen... Menschen, die der Belastung gewachsen sind, und solche, die daran zugrunde gehen, körperlich und seelisch. Und auch er selber, nicht sehr gesund, scheint mehr als einmal zu erliegen: dem Zwang zum Erfolg, dem Tempodruck, den Versuchungen und schließlich Drohungen beruflicher, ja physischer Vernichtung.
Hier, vor dem Hintergrund eines gut dokumentierten Vorgangs von weltpolitischem Rang, wirft Wolfgang Schreyer Fragen journalistischer Arbeitsweise wieder auf, die schon im Zentrum seines Romans „Tempel des Satans" standen. Wie weit reichen Mut, Ehrlichkeit und Zivilcourage des Einzelnen? Kann er sich gegen die Mächtigen behaupten? Es ist zugleich Schreyers Thema: das der Verantwortung des Schriftstellers. Gestützt auf Memoirenwerke, Augenzeugenberichte und eigene Interviews schrieb er dieses Buch vor allem aus innerer Erfahrung.
Teil 3 der Dominikanischen Tragödie.

Wolfgang Schreyer, geboren 1927 in Magdeburg. Oberschule, Flakhelfer, Soldat, US-Kriegsgefangenschaft bis 1946. Debütierte mit dem Kriminalroman "Großgarage Südwest" (1952), seitdem freischaffend, lebt in Ahrenshoop. 1956 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis für den Kriegsroman "Unternehmen Thunderstorm". Schreyer zählt zu den produktivsten und erfolgreichsten Autoren spannender Unterhaltungsliteratur in der DDR, schrieb Sachbücher, Szenarien für Funk und mehr als zwanzig Romane mit einer Gesamtauflage von 6 Millionen Exemplaren.
"Nun tun Sie nicht naiv. Schon ehe Ihr Freund verschwand, hat er uns Kummer gemacht, das ist Ihnen doch klar! Wir sind davon ausgegangen, Sie würden den Mann auf Kurs halten, auf der Spur des Kommunismus in diesem gottverdammten Land. Das war Ihre Aufgabe, oder sehen Sie es anders?"
"Es hat nicht geklappt, ich hab's doch längst erklärt! Das Material ist zu dünn gewesen."
"Es war das Beste, was wir hatten."
"Er ist sehr gründlich, ihm hat's eben nicht genügt."
Sheridan schob den Teller weg, er betupfte die Lippen mit der Serviette. "Es kommt schon vor, dass einer mal ausschert, obwohl man ihn führt. Aber Schwenkung um hundertachtzig Grad? Er ist total auf Gegenkurs gegangen mit seinem Spaltenknacker letzte Woche: 'Die USA stehen hier in einer Sturzsee von Antiamerikanismus, auf der Schwelle einer Kraftprobe mit den höchst populären Rebellen. Ohne unsere Militäraktion wären diese nichtkommunistischen Demokraten an der Macht, herrschte Friede', und so weiter. Das absolute Gegenteil dessen, was wir von ihm erwartet haben."
"Er hat seinen eigenen Kopf benutzt."
"Nachdem Sie ihm die Augen geöffnet haben."
Penny hielt seinem Blick stand. Seit langem hatte sie das erwartet, sich davor gefürchtet, nun war sie auf der Hut. Ihr blieb nur eins, alles zu leugnen, sie musste es abstreiten, und zwar glaubhaft, sonst – sie wusste nicht, was geschehen würde, doch niemals nahmen diese Leute etwas hin, das sie als Verrat betrachteten... "Ich bin doch nicht verrückt", sagte sie leise. "Was sollte mir das bringen? Außer dem kompletten Bruch mit ihm, so, wie er zu solchen Dingen steht."
"Sie müssen ja nicht freiwillig geplaudert haben. Mir scheint, er hat Sie unter Druck gesetzt."
"Und womit?"
"Das haben wir uns natürlich auch gefragt und es mal zeitlich rekonstruiert. In der Nacht zum 8. Mai, also vor gut zwei Wochen, hat er Robert Tucker angerufen und sich über die Fünferliste beklagt. Das hat uns Tucker mitgeteilt..."
"Sie wissen es auch von mir."
"Ja, Penny, das war recht geschickt. Sie haben sich bei uns rückversichert, nicht mal ganz erfolglos."
"Was soll das heißen? Ist das ein Verhör?"
"Nein, das ist völlig inoffiziell. Verhöre werden protokolliert, wie Sie sich denken können. Ich versuche gerade, Sie davor zu bewahren." Mit einer abrupten Bewegung trank Sheridan seinen Rotwein aus. "Bei diesem mitternächtlichen Ferngespräch hat er also erfahren, dass das Material gar nicht von Tucker stammt, wie Sie und Ihr Chef behauptet hatten, ja? Und damit hat er Ihnen zugesetzt, bis Sie ihm alles gestehen mussten, okay? Gib es wenigstens zu, Mädchen. Hilf mir, zu retten, was zu retten ist."

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