Buchcover

Eva Andersen

Wo ist Püppi?

SAGA Egmont




Kapitel 1

Emily sah nachdenklich aus. Sie drehte eine Haarsträhne ihrer langen blonden Haare um die Finger und kniff die blauen Augen zusammen im starken Sonnenlicht.

Sie trug Shorts und wie immer ein T-Shirt mit der Aufschrift „Pferdebetrieb Borghof“. Schon seit einigen Wochen war schönster Sonnenschein. Emily war groß für ihr Alter und ihre lange Arme und Beine waren braungebrannt. Jetzt gerade malte sie mit ihrem Fuß und den neuen Turnschuhen, die sie zu ihrem 13. Geburtstag bekommen hatte, Kreise ins Gras. Die Augen waren starr auf ein geschecktes Pony gerichtet, das an den Hänger des Pferdehändlers angebunden stand.

Sie hatte schon mehrmals nach dem Pony geschaut.

„So ein blöder Kerl“, dachte Emily. Nicht ein einziges Mal hatte sie gesehen, dass er dem Pony oder den zwei anderen Pferden, die da standen, Wasser angeboten hatte. Und das, obwohl die Sonne den ganzen Tag von einem hellblauen Himmel geschienen hatte.

Oh, sie war wirklich toll, die gescheckte Ponystute. Emily ging erneut hin und streichelte ihren Kopf. Sie wunderte sich. Es war sehr selten, dass ein so schönes Pony auf einem Pferdemarkt zu verkaufen war. Es waren oft eher etwas heruntergekommene und ungepflegte Pferde mit mattem Fell und langen Hufen, die schon länger keinen Schmied gesehen hatten.

Dieses Pony war nicht ungepflegt, obwohl es schon länger nicht richtig durchgeputzt worden war. Die lange braune Mähne war verknotet und obwohl die Eisen schon länger drauf waren, waren sie noch nicht ganz abgelaufen, so wie man es schon einmal sieht bei Pferden, um die sich niemand ordentlich kümmert.

Emily streichelte den Hals mit sanfter Hand. Das Pony stand ganz still, bewegte sich überhaupt nicht.

„Vielleicht ist es ja so eine faule Socke, die sich überhaupt nicht bewegen möchte“, dachte Emily. Nein, das konnte nicht sein. Sie fand, dass es ein unglaublich hübsches Pony war. Und groß genug. Vermutlich 147 bis 148 cm Stockmaß. Ein G-Pony, der größten Pony-Kategorie, die man für den Reitsport nutzen kann.

„Du bist genau richtig für mich“, flüsterte sie dem Pony zu, das gar kein Interesse zeigte. „Zwar habe ich Jack und Molly zuhause, aber es ist eigentlich nur Jack, der im Parcours richtig gut ist. Ich möchte wissen, was du alles kannst!“

Sie stand in ihre eigenen Gedanken versunken, als Meyer sie daraus aufschreckte.

„Na Emily, bist du in deiner eigenen Welt unterwegs?“ Fragte der alte Rentner und Waldarbeiter von Mühlenbach, dem direkten Nachbarn zum Borghof. Auf dem Borghof wohnte Emily mit ihrem Vater Olaf, der Bereiter war und ihrer Mutter Grethe, die die Reitschule führte.

Olaf war Dressurreiter und im Landeskader. Momentan hatte er zwei Dressurpferde die in Grand Prix-Prüfungen vorgestellt wurden. Als Bereiter war er sehr gefragt und für sein gutes Händchen bei jungen Pferden bekannt.

Grethe hatte mal an Turnieren teilgenommen, aber als sie Emily bekommen und den Borghof gekauft hatten, wolle sie sich erstmal um Emily und den Aufbau der Reitschule kümmern. Jetzt ritt sie nur zu ihrem Vergnügen.

Emily war mit Herrn Meyer und seiner Frau Erna auf dem Pferdemarkt. Es war schon fast Tradition geworden. Es war das dritte Jahr, in dem die beiden sie mitgenommen hatten. Meyer liebte es auf dem Markt zu sein. Erna begleitete ihn eher, um ihm Gesellschaft zu leisten.

„Er ist pferdeverrückt“, pflegte sie zu sagen und gleichzeitig den Kopf zu schütteln, wenn Meyer mal wieder zu einem seiner langen Vorträge ansetzte, wie man früher Pferde pflegte, damals als er noch ein Kind war.

Damals hatten normale Leute keine Reitpferde so wie jetzt. Meyer ritt die Arbeitspferde auf dem Weg zur Wiese und einmal jährlich zum Ringreiten bei der Tierschau. Hier trafen sich die jungen Kerle der Region, und vielleicht auch ein paar Mädchen, zum Ringreiten, einem Wettbewerb, bei dem der Reiter einen kleinen Ring im Galopp mit einer kurzen Lanze aufspießen muss. Als Jugendlicher hatte Meyer auf einem großen Gutshof gearbeitet und der Gutsbesitzer und seine Familie besaßen Reitpferde und nahmen an Jagden teil. Es waren tolle Reiter, sagte Meyer, aber sobald die Pferde im Stall waren, war er für sie verantwortlich. Hierher kam sein großes Wissen über Pferde. Pferde, die, wie er sagte, so unterschiedlich wie die Menschen waren.

Es gab von Natur aus brave und ruhige Pferde, es gab aber auch aggressive und temperamentvolle Pferde. Jedes Pferd musste anders behandelt werden. „Geduld, Lob und Konsequenz“ war sein Motto.

„Pferde sind kein Spielzeug“, sagte Meyer und klopfte leicht mit geschlossener Hand auf was auch immer sich gerade in der Nähe befand. Dann wusste Emily, dass Meyer jetzt einen längeren Vortrag über den Umgang mit Pferden anfangen würde. Er neigte den Kopf leicht zur Seite und nickte bestätigend zu einigen seiner eigenen Sätze.

Oftmals war es sehr interessant, fand Emily, aber manchmal war es auch ein wenig anstrengend, wenn er zum wiederholten Male dieselbe Geschichte über sein Leben im Stall und mit den Pferden erzählte. Das eine oder andere Erlebnis kannte sie jetzt schon fast auswendig. Meyer liebte das Erzählen und er hatte Zeit genug. Er arbeitete jeden Tag nur ein paar Stunden im Wald, so viel wie er schaffte, oder genauer gesagt, so viel wie er wollte.

Christian Mühlenbach, der Besitzer vom Wald, hatte Meyer und Erna für das kleine Haus am Waldrand eine lebenslange Wohnerlaubnis erteilt. Meyer hatte viele Jahre für ihn gearbeitet. Letzten Winter war er 74 Jahre alt geworden und Emily war mit ihren Eltern auf dem Geburtstag gewesen.

Emily fand nicht, dass er wie ein alter Mann aussah. Er war immer frisch und fröhlich.

„Er wird mindestens hundert Jahre alt werden“, sagte Olaf immer, „und täusch dich nicht, wenn es um sein Wissen über Pferde geht. Hör genau zu, was er erzählt. Er weiß was über Pferde, dass nur die alten Pferdeleute, die mit den Pferden gelebt und gearbeitet haben, wissen.“ Vater mochte Herrn Meyer sehr.

Olaf hatte großen Respekt für Meyers Pferdewissen, ein Wissen das über Generationen vererbt worden war. Zum Beispiel hatte er durch Meyer die Pflanze Anis kennengelernt, inklusive ihrer Wirkung und Verabreichung.

„Die brauchst du, wenn dein Pferd hustet“, sagte Meyer, „und man kann sich nicht vertun. Es ist eigentlich Unkraut, und du findest die überall. Sie ist grün mit klitzekleinen, weißgrünen, dichten Blütenständen und sie riecht stark aromatisch nach Lakritze.“

Olaf hatte es ausprobiert und es hatte tatsächlich geholfen.

„Über so etwas gibt es viel zu wenige Informationen“, sagte er zu Emily. Sie musste ein bisschen schmunzeln über die neuesten Erkenntnisse ihres Vaters. Er erzählte es jedem, der es hören wollte. Olaf brauchte sie eigentlich nicht zu ermahnen, wenn es um Meyer ging. Emily mochte Erna und ihn sehr. Warum er aber beim Nachnamen genannt wurde, wusste sie nicht. So war es einfach schon immer gewesen.

Meyer besuchte den Borghof oft und schaute beim Training zu und manchmal begleitete er Emily und ihre Ponys auf Turniere. Selbst hatten Erna und Meyer leider nie Kinder bekommen, deswegen freuten sie sich, wenn sie für Emily Ersatzgroßeltern sein konnten.


„Ist es nicht ein tolles Pony?“ Emily schaute Meyer an, der nickte.

„Es ist wirklich ein tolles Tier, sehr edel und perfekt gebaut. Wie ist so ein Pony hier gelandet?“ Meyer hob seine Mütze, um sich im Genick zu kratzen, so wie er es immer tat, wenn er nachdenken musste.

„Was so einer wohl kostet?“ Er ging zu dem Pferdehändler, der in einer Gruppe von schreienden und lachenden Menschen stand.

„Wieviel willst du für das gescheckte Pony?“, fragte Meyer. Der Pferdehändler drehte sich auf dem Absatz um und klopfte mit seiner rechten Hand an die Jackentasche des braunen Kittels.

„1.000 Euro“, sagte er, „dann ist es deins – mit allem Drum und Dran.“ Er lachte laut. Meyer ging zurück zu Emily.

„Das ist ja nicht allzu viel für ein so schönes Pony“, sagte er, „wenn es denn überhaupt was kann.“ Er stand lange da, ohne etwas zu sagen. Er dachte daran, wie oft er sich für Emily ein zweites Pony gewünscht hatte, wenn sie auf Turnieren waren und es mit Jack nicht ganz so wie geplant geklappt hatte, obwohl Emily sich große Mühe gegeben hatte. Viele der anderen Reiter hatten zwei, ja manche sogar drei Ponys in derselben Prüfung, aber er kannte auch die Einstellung von Grethe und Olaf, die Emily nicht verwöhnen wollten.

„Unsinn!“ hatte er mal zu Olaf gesagt. „Wenn die Tochter eines Gestüts- und Reitschulbesitzers nicht die Möglichkeit hat mehrere Ponys zu reiten, wer dann?“ Aber Grethe und Olaf mussten das schließlich allein entscheiden.

„Sie hat auch nicht die Zeit, mehrere Pferde zu pflegen. Sie muss sich schließlich auch um die Schule kümmern“, sagte Olaf

Meyer wusste, dass das nur eine Ausrede war. Die junge Leute, Grethe und Olaf, hatten ihr ganzes Geld in den Borghof investiert, daher war es vermutlich finanziell ein bisschen eng im Moment.

„Schaffst du es, ein Pony mehr zu reiten jeden Tag?“ Meyer schaute Emily an.

„Auf jeden Fall schaffe ich das“, sagte Emily schnell, „aber du weißt, wie Mama und Papa darüber denken.“

„Ja, aber wenn du es nur reiten musst und jemand anderes die Pflege und das Ausmisten übernimmt, dann nimmt es nicht so viel Zeit in Anspruch. Siehst du, ich wollte schon länger ein Pferd, um das ich mich jeden Tag ein bisschen kümmern kann und das ich auf Turniere begleiten kann. Vorausgesetzt ich finde den passenden Jockey…“. Er schaute Emily schelmisch an.

„Meyer, was sagst du da? Willst du das Pony etwa kaufen?“ Sie war für einen kleinen Moment sprachlos. „Ist das wirklich so, Meyer?“

„Das weiß ich noch nicht ganz. Wir müssten wissen, ob es auf dem Borghof einen Platz für das Pony gibt und ob deine Eltern es überhaupt erlauben, dass du noch mehr reitest.“

„Wir fragen sie sofort!“ Emily riss ihr Telefon aus der Jackentasche, hatte aber keinen Empfang.

„Mädchen, Mädchen, so eine Angelegenheit klärt man nicht am Telefon.“ Herr Meyer zwinkerte Emily zu.


Erna kam dazu und hörte wie die zwei diskutierten, wie sie es Grethe und Olaf beibringen sollten.

„Wovon sprecht ihr zwei? Bist du dabei ein Pony zu kaufen, Meyer?“ Erna sah milde und fröhlich aus. Sie mochte die kleinen Pferde ebenfalls gerne und sie wusste, wie sehnlichst sich Meyer eines wünschte. Warum also nicht jetzt?

Meyer hob wieder seine Mütze. Der Schweißriemen drückte. Er kratzte sich am Haaransatz. Der Schweiß machte die Haut warm und nass. Emily konnte nicht stillstehen. Sie klopfte den Hals des Ponys, das kaum reagierte.

„Na, was jetzt, Meyer?“

„Also, dein Vater muss sie auf jeden Fall erst sehen und prüfen. Vielleicht hat sie ja versteckte Mängel. Oder Verletzungen an den Beinen. Aber es scheint auf jeden Fall ein ruhiges Tier zu sein, oder was denkst du, Emily?“

„Ja“, das dachte Emily auch. Die würde nicht mal mit den Ohren wackeln, wenn man sie ansprach.

„Naja, es ist auch anstrengend, den ganzen Tag angebunden und ohne Wasser in der Sonne zu stehen.“

Emily wusste nicht, ob sie es zu glauben wagte. Sollte das gescheckte Pony wirklich ihr gehören? Naja, irgendwie ihr gehören.

Da Meyer die Gelegenheit nicht über das Telefon regeln wollte und es schon später Nachmittag war, beschlossen sie sofort nach Hause zu fahren, um mit Emilys Eltern zu reden.

Kapitel 2

Meyer fuhr auf dem Hof ganz durch bis vor die Haustür. Er sprang als erster aus dem Auto und ging sofort ins Haus.

Grethe und Olaf saßen in der Küche am Tisch und tranken einen späten Nachmittagskaffee.

„Oh, der Meyer hat es aber besonders eilig heute“, sagte Olaf und folgte Meyer, der den anderen drei Schritten vorauseilte, mit den Augen.

„Guten Tag“, sagte Meyer ganz formell, als er in die Küche ging, und machte dann auch gleich in einem ernsten Ton weiter.

„Olaf, wir müssen reden.“

„Jawohl“, sagte Olaf, „bitte setz dich doch zuerst hin. Worum geht es denn? Was ist los? Hat sich Emily schlecht benommen?“ So benahm sich Meyer normalerweise nicht.

„Um sofort auf den Punkt zu kommen, kann ich dir erzählen, dass ich seit längerem überlege ein Pony zu kaufen und Emily als Reiterin anzuheuern. Heute haben wir ein Pony entdeckt, das uns beiden gefällt“, sagte Meyer.

„Das Pony kostet 1.000 Euro, aber wir brauchen eure Erlaubnis und natürlich müsste ich wissen, ob es auf dem Borghof eine Box bekommen könnte. Erna und ich bezahlen natürlich alles.“ Meyer sprach ohne Pause.

„Wenn das in Ordnung wäre, müsstest du morgen früh gleich mit auf den Pferdemarkt kommen und das Pony begutachten.“

Emily stand immer noch im Eingang. Sie wagte es kaum zu atmen. Erna stand hinter ihr und hatte ihr die Hand beruhigend auf die Schulter gelegt. Das Mädchen war so gespannt wie ein Flitzebogen.

„Also!“, sagte Olaf, „Ihr habt was…“ Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Er schaute Grethe an, die langsam mit dem Löffel in der Tasse herumrührte. Sie sagte nichts, schaute nur ruhig zurück. Sie hatte dieselben blauen Augen wie Emily, und Olaf konnte sehen, wie sich jetzt kleine Lachfalten um ihren Mund herum bildeten. Vermutlich fragte sie sich, wie Olaf wohl auf diesen Vorschlag reagieren würde.

Sie zog sich die Finger durch die kurzen Haare, die fast weiß von der Sonne waren.

„Öh ja, aber… was denkst du?“ Er schaute immer noch Grethe an, die weiterhin nichts sagte. Allerdings hätte sie das auch kaum noch geschafft, bevor Olaf sich resolut zu Meyer und Emily umdrehte.

„Ehrlich gesagt grenzt es an ein Wunder, wenn man auf einem Pferdemarkt ein einigermaßen brauchbares Pferd kaufen kann.“

Das war das Stichwort für Meyer und Emily. Die sprachen gleichzeitig und ohne Punkt und Komma und erzählten von dem schönen, edlen Pony mit den trockenen Beinen und dem freundlichen Charakter.

„Ja, wenn ihr das wirklich glaubt, komme ich auch mit und schaue es mir an, aber ich sage dir gleich, Emily, dies ist keine Pension für heruntergekommene Ponys, die bei Meyer und dir Mitleid erregt haben.“

Letzteres überhörte Emily. Sie konnte ihre Freude nicht verstecken.

„Yes! Yes!“ Mit geschlossener Faust bog sie ihren Arm mit einem festen Ruck. „Du wirst es mögen, Papa, ich weiß es ganz bestimmt!“

„Dann ist es beschlossene Sache“, sagte Meyer. „Wir holen euch morgen früh um neun Uhr ab.“ Mit festen Schritten, genauso wie er gekommen war, ging er durch die Tür hinaus. Erna lächelte Grethe und Olaf an.

Sie sagte: „Das sind Strolche, die zwei“, als wollte sie damit die direkte Art ihres Mannes ein bisschen erklären.

Emily stand um 7.00 Uhr auf. Mit ihrem Vater zusammen erledigte sie alles im Stall und auf den Weiden. Es war der Monat Juli und ungefähr 25 Grad Celsius, sodass außer den Turnierpferden von Olaf alle Pferde Tag und Nacht draußen waren. Jeden Morgen besuchte Olaf die Weiden, um den Zaun zu checken und nachzuschauen, ob alle Pferde gesund waren. Die Tränken wurden kontrolliert und die jungen Hengste wurden besonders genau auf Wunden und Verletzungen geprüft. In ihrer Junggesellen-Herde fochten sie oft recht hart, um eine Rangordnung zu erstellen und manchmal auch nur zum Spielen.

Der erste Zuchthengst des Borghofs, Golden, hatte seine eigene Weide. Es verging kein Tag, an dem sich Olaf nicht freute, dass er Golden wiederhatte. Golden wäre einst fast von einem Pferdedieb aus dem Land entführt worden.

Der Hengst war weggelaufen, als Olaf im Training von ihm gestürzt war. Er hatte sich ernsthaft verletzt und war im Krankenhaus gelandet. Emily und ihre Mutter hatte Golden überall gesucht, aber er war wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Grethe hatte es fast aufgegeben, den jungen Hengst wiederzufinden, aber Emily hatte im Wald Spuren entdeckt, die man nicht erklären konnte. Und sie hatte nicht aufgegeben.

Durch nächtliche Detektivarbeiten hatte sie herausgefunden, dass ein Pferdehändler das Pferd gestohlen hatte und während einer Pferdeauktion hatte sie mitgehört, wie er diesen in die Schweiz bringen wollte. Im letzten Moment konnte Emily die Polizei verständigen und der Pferdedieb wurde an der Grenze gestoppt.

Olaf hatte sein Kurzzeitgedächtnis verloren und als es endlich wieder in Ordnung war und er von Golden erfuhr, schätzte er den Hengst noch mehr. Und Emily hatte ihren größten Wunsch, eine Armbanduhr, erfüllt bekommen.

„Das ist auf jeden Fall drin“, hatte Olaf gesagt, der auf seine wachsamen Tochter sehr stolz war.


Emily stand an der Ponyweide, wo Jack und Molly in der hintersten Ecke mit den Reitschulponys grasten. Sie pfiff einmal leise und Jack spitze die Ohren. Er wusste, dass sie es war und die ganze Herde kam mit, als er sich zu ihr drehte und in Richtung Weidegatter galoppierte. Es entstand eine Staubwolke um die kleine Gruppe.

Jack drängte sich zu Emily vor. Sie klopfte sowohl ihn und Molly als auch so viele von den anderen Ponys, wie sie konnte, ohne umgeschubst zu werden. Sie hatte keine Leckerlies mitgebracht, denn wenn ein Pony etwas zu essen bekam, wollten die anderen auch etwas haben und dann konnte es gefährlich werden zwischen ihnen zu stehen. Es war kurz vor 9.00 Uhr.

„Ihr kommt nicht rein“, sagte Emily. „Ich wollte nur schauen, ob es euch gut geht.“ Sie streichelte sie noch mal.

„Auf Wiedersehen ihr zwei. Vielleicht bringe ich gleich einen neuen Freund für euch mit.“

„Hoffentlich“, dachte sie. Es hing davon ab, wie ihrem Vater das gescheckte Pony gefiel.

Meyer war pünktlich und Emily, ihr Vater und ihre Mutter waren ebenfalls abfahrbereit. Es wurde nicht viel gesprochen während der Fahrt zum Pferdemarkt, aber als Olaf das gescheckte Pony sah, musste er zugeben, dass Meyer und Emily mit ihren Erzählungen am Vortag nicht übertrieben hatten.

Emily lief schnell hin, um das Pony zu begrüßen, das heute ein bisschen wacher aussah. Es drehte den Kopf und schaute Emily direkt an und heute stupste es sanft gegen ihre Jackentasche. Offensichtlich wusste es genau, wo es nach Leckerlies suchen musste.

Olaf schaute sich die Zähne an.

„Ich würde sagen, es ist um die sieben oder acht Jahre alt.“