cover

ULRICH KÜHNE-HELLMESSEN

WM2018

DIE STARS
DIE TEAMS
DIE STADIEN

Img

Img

 

DIE WM-TROPHÄE

Der WM-Pokal ist anders als andere Pokale. Daraus lässt sich nicht trinken.

Die flaschengroße Goldstatue stellt zwei triumphierende Fußballspieler dar, die in ihren ausgestreckten Händen gemeinsam eine Weltkugel halten. Ihre Heimat ist Zürich. Seit 2012 steht sie dort im FIFA-Museum. Aktuell jedoch ist sie bereits seit 9. September 2017 on tour. FIFA-Präsident Gianni Infantino hat die Trophäe an den russischen Präsidenten Vladimir Putin übergeben. Es war ein Startschuss für eine Reise in 50 Länder auf sechs Kontinenten. Die Trophy Tour besucht zunächst 15 Städte in Russland. Im Januar geht sie auf Welttournee mit Stationen bei ehemaligen WM-Gastgebern wie Südafrika, Japan, Brasilien, Frankreich und Deutschland. Einen Monat vor WM-Beginn kehrt die Trophäe nach Russland zurück und startet dort zu einer 26.000-Kilometer-Tour in alle WM-Städte.

Die erste WM-Pokal-Statue, vom französischen Bildhauer Abel Lafleur gefertigt, wurde nach dem damaligen FIFA-Präsidenten Jules Rimet benannt. Der Coup Jules Rimet ging 1970 nach dem dritten Titelgewinn in Brasiliens Besitz über. Für die WM 1974 in Deutschland schuf der Italiener Silvio Gazzaninga den neuen Wanderpokal, 36,8 cm hoch, 6,175 Kilo schwer und aus 18-karätigem Gold gefertigt. Der Fuß enthält zwei Ringe aus dem Halbedelstein Malachit, wo ursprünglich die Namen der Weltmeister eingraviert werden sollten. Die Titelträger stehen nun auf der Unterseite der runden Standfläche mit Platz für 17 Einträge, also bis zur WM 2038. Die Nachbildungen für die Weltmeister tragen auf den Rückseiten ihrer Sockel eine Platte mit der Bezeichnung des Turniers, der Jahreszahl und dem Weltmeister. Die jüngste Nachbildung steht in der DFB-Zentrale in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise. Am 15. Juli 2018 wird der nächste Weltmeister gekürt und der WM-Pokal in neue Hände gegeben. Vielleicht ist es dann Manuel Neuer statt Philipp Lahm …

IMPRESSUM

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

info@rivaverlag.de

Originalausgabe

2. Auflage 2018

Copyright @ 2018 by riva Verlag, ein Imprint der

Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285–0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Herausgeber:

Ulrich Kühne-Hellmessen

Projektkoordination/Realisation:

Spobucom, München

Redaktionelle Unterstützung:

Tobias Erlemann

Klaus Feuerherm

Lektorat:

Tergast, Redaktionsbüro Tergast

Fotos:

Getty Images

Design/Grafik/Layout:

Véronique de Céa, Berlin

Druck: Florjancic Tisk d.o.o., Slowenien

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-7423-0430-8

ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-0164-9

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-0165-6

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter

www.m-vg.de

INHALT

HOPP SCHWIIZ

TEILNEHMER

RUSSLAND: STÄDTE & STADIEN

STARS

STATISTIK

SPIELPLAN

REKORDE

 

EDITORIAL

Img

Liebe Leserinnen und Leser,

die Schweizer Nationalmannschaft hat es in den Playoffs gegen Nordirland bis zur letzten Sekunde spannend gemacht. Jetzt ist die Freude umso grösser, an der WM in Russland dabei zu sein. Holland, die Türkei oder sogar Italien verfolgen die WM nur vor dem TV. Und wir haben uns zum vierten Mal in Folge für ein WM-Endturnier qualifiziert. Darauf können wir stolz sein!

Doch was erwartet uns in Russland? Nehmen wir die letzten Qualifikationsspiele gegen Portugal und Nordirland als Massstab, werden wir es schwer haben. Ich bin aber überzeugt, dass die Mannschaft kommenden Sommer weit mehr leisten wird. Angefangen von Keeper Yann Sommer über das Mittelfeld mit Valon Behrami und Granit Xhaka bis zu Stürmer Breel Embolo, der hoffentlich topfit sein wird. Diese Achse kombiniert mit Spielern wie Xherdan Shaqiri, Ricardo Rodriguez oder Stephan Lichtsteiner gehört zur Topklasse in Europa. Jetzt müssen wir aber auch bei der Zielsetzung offensiv sein. Nur die Vorrunde überstehen zu wollen ist zu wenig. Dann sind die Spieler zu schnell zufrieden. Nationalcoach Vladimir Petkovic spricht offen über höhere Ziele. Das finde ich gut. Es ist an der Zeit, mindestens auch mal in die Viertelfinals vorzustossen.

Ich selbst werde wieder als Experte für den deutschen TV-Sender ZDF dabei sein. Die Vorbereitung auf das Turnier hat für mich schon begonnen. Ich werde in den kommenden Monaten viele Spiele verfolgen. Auch, um die Referees noch besser kennenzulernen. Gerne erinnere ich mich dabei an meine aktive Zeit zurück, als ich die Ehre hatte, an WM- und EM-Turnieren zu pfeifen. Das ist für einen Schiedsrichter das Grösste! An der WM werden wieder sogenannte »Exoten-Referees« zum Einsatz kommen. Diese haben sich diese Bühne auch verdient. Ich wünschte mir nur, dass sie eine bessere Vorbereitung bekämen. Warum kann ein afrikanischer oder asiatischer Schiedsrichter nicht mal in der europäischen Champions League pfeifen, um sich an das höhere Tempo zu gewöhnen? Oder er bekommt Einsätze in Deutschland, Italien, Holland oder Portugal, wo der Videobeweis zum Einsatz kommt. Diesen wird es an der WM mit Sicherheit geben. Nur haben wir am Confed-Cup im vergangenen Sommer gesehen, dass der Videobeweis den Schiedsrichter nicht automatisch besser macht. Der Referee muss noch mehr beachten, die Unsicherheit wird grösser. Doch ich will an einer WM Schiedsrichter sehen, die ihrer Aufgabe gewachsen sind.

Ich freue mich riesig auf die WM 2018. Solch ein Turnier lebt immer von den vielen verschiedenen Kulturen. Wir werden eine riesige (Fussball-)Party erleben. Und wenn unser Team dann noch erfolgreich spielt, werden es vielleicht sogar »Schweizer Festspiele« in Russland!

Herzlichst Ihr
URS MEIER

Img

Hopp Schwiiz

Img

Die Sehnsucht heisst Viertelfinal

Img

Vladmir Petkovic geht seine erste Weltmeisterschaft mit hohen Erwartungen an.

Inzwischen gehört die Schweiz zum »festen Inventar« bei WM- und EM-Endrunden. In Russland soll und kann der ganz grosse Durchbruch gelingen. Ex-Nationalcoach Rolf Fringer hat das Team von Vladimir Petkovic in der Qualifikation genau beobachtet – und traut der Mannschaft im Sommer 2018 sehr viel zu.

Der Nervenkrimi in den (erfolgreichen) Playoffs gegen Nordirland hat Spuren hinterlassen. Nicht nur am Rasen im St. Jakob-Park in Basel, der nach der 0:0-Regenschlacht runderneuert werden musste. Auch die Gemüter der Schweizer Fussballfans waren noch Tage danach voller Adrenalin. »Genau diese Emotionen machen den Fussball so faszinierend«, findet Rolf Fringer, der bis zur letzten Sekunde mit dem Team mitfieberte.

Der ehemalige Schweizer Nationaltrainer und heutige TV-Experte hat die WM-Qualifikation seines Landes auch unter sportlichem Aspekt genau beobachtet. 12 Spiele, 10 Siege, ein Remis und nur eine Niederlage (0:2 bei Europameister Portugal). Das tönt ganz nach der Bilanz einer europäischen Spitzenmannschaft. Und auch in der Fifa-Weltrangliste stand die Schweiz im August 2017 schon mal auf Platz 4. Das kleine Land mit nur 8,3 Millionen Einwohnern als Fussballgrossmacht? Da hakt Fringer gleich mal ein. So dürfe keiner die Fifa-Weltrangliste überbewerten, moniert der 60-Jährige. »Wenn du da ein paar Mal gegen San Marino gewinnst, bist du schnell oben«, sagt Fringer leicht sarkastisch.

Img

Ex-Nationaltrainer und TV-Experte Rolf Fringer

Was der Schweiz-Österreicher jedoch damit ausdrücken will, ist vielmehr, dass man in der Schweiz weiterhin eine gewisse Demut haben sollte vor solch einer Leistung wie der Qualifikation für eine WM-Endrunde. Zum bereits vierten Mal in Folge haben sich die Eidgenossen nun für das Weltturnier qualifiziert. Weitaus renommiertere Nationen wie Italien oder Holland dürfen das Sommer-Highlight nur am TV verfolgen. »Auf diese Leistungen dürfen wir Schweizer Stolz sein«, sagt Fringer mit Selbstbewusstsein. Und genau diese Charaktereigenschaft ist eine der Stärken der aktuellen eidgenössischen Spielergeneration. Auch zu Zeiten von Fringer als Nationaltrainer (1996/1997) gab es schon starke Spieler wie Ciriaco Sforza, Stéphane Chapuisat oder Alain Sutter. Doch waren es eben nur ein paar wenige Akteure, die sich im Ausland durchsetzten und ein gewisses Selbstverständnis vorlebten. Heute agiert der Grossteil der Schweizer Nationalspieler bei internationalen Clubs. »Die Jungs kommen mit breiter Brust zur Nationalmannschaft und haben einen grossen Erfolgshunger. Und bringen eben die Qualitäten der ausländischen Liga in die Nationalmannschaft mit ein. Es tut der Mannschaft gut, dass Spieler wie Granit Xhaka oder Stephan Lichtsteiner eine grosse Selbstüberzeugung haben. Nur wer an sich glaubt, hat auch Erfolg«, weiss Fringer.

Die positive Entwicklung des Trainers

Dabei spielt im oft schwierigen Konstrukt einer Profifussballmannschaft natürlich der Trainer eine grosse Rolle. Dieser muss dafür sorgen, dass das Team technisch und taktisch perfekt eingestellt ist. Und bei allen Rivalitäten auch der Teamgedanke nie zu kurz kommt. Daran seien zuletzt auch wieder die Holländer gescheitert, weiss Fringer. »Die sind keine Einheit, da herrscht ein grosser Egoismus vor.« In der Schweiz sind die Spieler auch nicht die früher immer propagierten »elf Freunde«. Aber Nationaltrainer Vladimir Petkovic hat es geschafft, dass alle am gleichen Strang ziehen und als Einheit funktionieren. So hatte der gebürtige Bosnier einen schweren Einstand im Herbst 2014 als Nachfolger von Trainerlegende Ottmar Hitzfeld. Immer wieder mokierte sich der 54-Jährige über zu wenig Respekt und zu viel Kritik. Selbst nach der zwar harzigen, aber erfolgreichen Qualifikation zur EM 2016 in Frankreich forderte Petkovic mehr Freude im Land über den Erfolg. Das Standing des Nationaltrainers hat sich inzwischen aber komplett gewandelt. Petkovic wird nun als Baumeister dieser erfolgreichen Equipe angesehen, allerorten wird ihm der vormals gewünschte Respekt entgegengebracht. Fringer hat dafür eine einfache Erklärung. »Wenn du Erfolg hast, hast du als Trainer automatisch ein anderes Ansehen.« So lapidar diese These daherkommt, so genau hat Fringer den Nationaltrainer beobachtet – und findet lobende Worte. »Er hat ein System und eine Linie. Die Spieler vertrauen ihm, die Leistungen sprechen für sich. Ausserdem finde ich es gut, dass er hohe Ziele hat.« Bisher war es an Endturnieren obligatorisch, dass die Schweizer Zielsetzungen relativ tief waren. Das Überstehen der Vorrunde war oberstes Gebot. Wurde das dann geschafft, waren die Spieler schon zufrieden. Vielleicht zu zufrieden? Denn sowohl an den Weltmeisterschaften 2006 (gegen die Ukraine) und 2014 (gegen Argentinien) als auch an der Europameisterschaft 2016 (gegen Polen) kam das Aus in den Achtelfinals. Der letzte Kick, der erhoffte Sprung in die absolute Weltspitze, blieb doch immer verwehrt.

Auch deshalb sagt Petkovic: »Wir wollen in Russland mehr erreichen und setzen uns höhere Ziele.« Genau definiert der 54-Jährige diese »höheren Ziele« nicht. Es soll aber mehr herauskommen als die Achtelfinals. Die Grenze nach oben ist offen. So sehen es auch seine Spieler. »Wenn ich zu einer WM fahre, dann will ich auch den Titel holen«, ist das selbstbewusste Credo des Mittelfeldstrategen Granit Xhaka. So weit, den Turniersieg zu fordern, geht Fringer nicht. Er wolle die Schweiz auch nicht als Geheimfavorit taxieren, sagt der TV-Experte. »Denn wenn man ein Land benennt, dann ist der Tipp ja nicht mehr geheim», sagt Fringer mit einem Augenzwinkern. Und: «Ein sogenannter Geheimfavorit hat auch noch nie etwas gewonnen.«

Img

DANKE! MERCI! GRAZIE! THANK YOU! Mit diesem Plakat verabschiedete sich die Mannschaft in Basel von ihren Fans nach der erfolgreichen Qualifikation.

Img

DER HOFFNUNGSTRÄGER: Breel Embolo will in Russland da anknüpfen, wo er vor seiner Verletzung aufgehört hat.

Die WM-Qualifikation hat gezeigt, dass die Schweiz in ihren Spielstrukturen inzwischen sehr gefestigt ist. Und in den Playoffs gegen Nordirland es nun auch mal geschafft hat, ein »Showdown-Duell« erfolgreich für sich zu entscheiden. So scheiterten die Eidgenossen an der Direktqualifikation für Russland im entscheidenden Spiel in Portugal mal wieder an ihren Nerven. Nach zuvor neun Siegen waren in Lissabon die Knie zittrig und die Leistung holprig. Die 0:2-Schlappe war eine arge Enttäuschung – die Scharte wurde aber sogleich in den beiden Matches gegen Nordirland ausgemerzt. Zwar waren beide Partien keine Spiele für Ästheten, aber am Ende zählt in so einer Affiche nur das Weiterkommen. Das könne für einen neuen Geist sorgen, weiss auch Fringer. »Wenn du dich in so einer Drucksituation durchsetzt, bringt dich das als Mannschaft enorm weiter.«

So kann die Schweiz auf ein Team zurückgreifen, dass qualitativ und quantitativ hervorragend besetzt ist. Selbst die als vermeintliche Schwachstelle ausgemachte Innenverteidigung wirkt inzwischen stabil. In den Playoffs überzeugten Fabian Schär (Deportivo La Coruna) und Manuel Akanji (FC Basel) mit ihrer Performance. Dazu profitieren die zentralen Abwehrspieler auch vom Captain direkt an ihrer Seite. Rechtsverteidiger Stephan Lichtsteiner geht als Leader voran. »Du kannst dich als Trainer glücklich schätzen, so einen Spieler in deinen Reihen zu haben«, weiss Fringer. »Lichtsteiner hat einen enormen Ehrgeiz und will immer gewinnen. Der treibt seine Mitspieler an.« Dazu hofft Fringer, bis zur WM auch offensiv noch zulegen zu können. Topstürmer Breel Embolo ist nach langer Verletzung auf dem Weg zurück. »Ein fitter Embolo kann den Unterschied ausmachen. Bis Russland hat er noch genügend Zeit, so richtig in Fahrt zu kommen«, sagt Fringer. Und auch den zuletzt dauerverletzten Josip Drmic will der Ex-Nationaltrainer noch nicht abschreiben. Eine Rückkehr des 25-jährigen Gladbach-Stürmers wäre sehr wertvoll, weiss Fringer. »Die offensiven Qualitäten würden steigen.«

Die üblichen »Verdächtigen«

Insgesamt 32 Mannschaften werden wiederum an der WM in Russland teilnehmen. Doch wer sind die grossen Favoriten?

»Ich habe da so ein paar Ideen, aber es kann auch anders kommen, ein Hellseher bin ich nicht«, sagt Fringer mit einem Lachen. Für den 60-Jährigen stehen die üblichen »Verdächtigen« an der Spitze der Favoritenliste. Dazu gehören Deutschland, Spanien und Brasilien. »Und Argentinien. Für Lionel Messi ist es wohl die letzte Gelegenheit, seine Karriere mit dem WM-Titel zu krönen. Solch eine Situation hat schon Cristiano Ronaldo an der letzten EM angetrieben, als er sich mit dem Titel belohnte.« Dahinter haben sich einige Teams in den Vordergrund gespielt, die mit Chancen in das Turnier einsteigen werden. So können die Belgier an guten Tagen jeden schlagen. »Bei den Franzosen ist abzuwarten, ob diese vielen talentierten Solisten eine verschworene Einheit werden«, gibt Fringer zu bedenken. Was für den ehemaligen Nationaltrainer aber jetzt schon klar ist. »Überraschungen wie der EM-Titel für Dänemark 1992 oder Griechenland 2004 wird es nicht mehr geben.« So vermutet Fringer, dass es in Russland kaum technische oder taktische Neuheiten geben wird. »Dafür ist der Fußball zu gläsern. Wenn du heute eine Standardsituation tagelang einstudierst und die dann einmal bringst, ist sie sofort archiviert.« Auch in puncto Spielsystemen sind Neuerungen nicht zu erwarten. Vielmehr werden »alte« Formationen oft modernisiert. An der Tagesordnung sei es heute eh, verschiedene Systeme und unterschiedliche Taktiken spielen zu können, auch innerhalb einer Partie, weiss Fringer. »Irgendwann kommt alles wieder, nur dann halt ein Stück moderner«, sagt der Fussball-Fachmann trocken. »Das ist wie in der Mode. Mal sind Röhrenjeans out, dann plötzlich will sie wieder jeder tragen.«

Img

Ex-Nationaltrainer und TV-Experte Rolf Fringer

Img

WM 2006

DIE ENTSCHEIDUNG BEI DER WM 2006: Obwohl Pascal Zuberbühler den Elfmeter von Andrej Schewtschenkow pariert, scheitert die Schweiz im Achtelfinale im Elfmeterschießen mit 0:3 an der Ukraine. Streller, Barnetta und Cabanas scheiterten aus elf Metern. In der Vorrunde wurden Togo und Südkorea je 2:0 bezwungen, gegen Frankreich 0:0 gespielt.

Img

WM 2010

DIE SENSATION BEI DER WM 2010: Gelson Fernandes überwindet Iker Casillas, die Schweiz schlägt den amtierenden Europameister mit 1:0. Es bleibt der einzige Sieg. Nach einem 0:1 gegen Chile und einem 0:0 gegen Honduras muss die Nati nach der Vorrunde nach Hause.

Img

WM 2014

BITTERES AUS BEI DER WM 2014: In der 118. Minute trifft Angel di Maria zum 1:0 für Argentinien, Yann Sommer ist geschlagen. In der Vorrunde gab es ein 2:1 gegen Ecuador, ein 3:0 gegen Honduras und dazwischen eine 2:5-Niederlage gegen Frankreich.

Streitobjekt Videobeweis

Eine Neuheit, die in Russland mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit zum Einsatz kommt, ist dagegen der Videobeweis. Bereits am Confed-Cup 2017 wurde das technische Hilfsmittel getestet. Dazu wird der Videobeweis bereits in den obersten Ligen in Deutschland, Italien, Holland, Polen oder auch Portugal eingesetzt – teilweise mit Erfolg, vorrangig aber mit viel Kritik und Ärger. Ausgereift ist das System noch lange nicht, zu viele Ungereimtheiten und zu viel Unwissen sorgen immer wieder für Unmut. Geht es nach Fringer, gehört der Videobeweis abgeschafft. Das habe einen logischen Grund, sagt der Fussball-Experte: »Ein technisches Hilfsmittel wie die Torlinientechnik unterstütze ich. Da ist die Sache klar: Der Ball war drin oder nicht. Der Videobeweis hat dagegen zu viele Grauzonen und ist schlussendlich auch nur Ermessenssache des Referees oder auch des Videoschiedsrichters.« Foul oder nicht? Hand oder nicht? Schwalbe oder nicht? Penalty oder nicht? »Der eine sagt ja, der andere nein. Das sorgt doch nur für noch mehr Verwirrung«, glaubt Fringer nicht mehr an den Nutzen des Videoschiedsrichters. Vielmehr ist der Fussball-Fachmann überzeugt, dass sich schlussendlich auf dem Feld doch immer die Leistung durchsetzt. Die Losung: Wer mehr Chancen kreiert und aktiver ist, der wird auch belohnt. Als Beispiel dieser These dient hierbei das Playoff-Hinspiel der Schweiz. So resultierte der Siegtreffer aus einem zweifelhaften Handspenalty. Später bekam das Petkovic-Team dagegen einen berechtigten Elfmeter nicht zugesprochen. Was unter dem Strich aber bleibt: Die Schweiz war überlegen, wollte gewinnen, war zielstrebiger. »Das Team hat sich das Glück des Tüchtigen und den Erfolg erarbeitet«, erklärt Fringer.

Das Glück des Tüchtigen wird die Schweiz auch an der WM gewiss in manchen Situationen brauchen. Denn an so einem stark besetzten Turnier entscheiden schon Nuancen über Erfolg oder Misserfolg. Über Sieg oder Niederlage. Über Weiterkommen oder Ausscheiden. An den letzten Welttitelspielen erlebte dies das Nationalteam in den Achtelfinals gegen Argentinien hautnah und knallhart, als Angel di Maria erst in der 118. Minute das 1:0-Siegtor für die Südamerikaner schoss. Vom damaligen Team gehören noch heute zahlreiche Spieler dem Stamm an. Ob Linksverteidiger Ricardo Rodriguez, die Mittelfeldspieler Valon Behrami und Blerim Dzemaili oder auch Wirbelwind Xherdan Shaqiri. Sie alle haben dieses Ausscheiden noch immer direkt vor Augen. »Ich bin überzeugt, dass uns diese Niederlage stärker gemacht hat. Wir werden bei dieser WM vom damaligen Drama profitieren«, sagt Shaqiri. Und auch Ex-Nationaltrainer Rolf Fringer ist vom Team überzeugt. »Ich traue dem Team in Russland sehr viel zu. Die Mannschaft hat Qualitäten, die wir so in der Schweiz noch nie hatten. Die Spieler sind jetzt im besten Fussballeralter und können selbstbewusst nach Russland fahren.«

Img

HOP SUISSE: Die ganze Schweiz drückt im Sommer die Daumen.

Img

Tobias Erlemann (Jhg. 1979), begleitet seit mehr als zehn Jahren intensiv die Schweizer Nationalmannschaft. Als Reporter berichtet er seit der EM 2008 von allen WM- und EM-Endturnieren. Als Redaktor arbeitete er für die Fussball-Magazine »EUROSOCCER«, »ROTWEISS« und »FOOT«. Ausserdem vollführte er sportredaktionelle Tätigkeiten bei der Wochenzeitung »SPORTWOCHE«, der Tageszeitung »CH« sowie dem Vereinsmagazin des Grasshopper Club Zürich. Nach einem Abstecher als Kommunikationsbeauftragter einer Spielerberatungsagentur ist der 38-Jährige seit September 2015 bei der Tageszeitung »SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN« als Sportredaktor im Einsatz.

VALON BEHRAMI

Die Wandlung zum Führungsspieler

Img

JE ÄLTER, DESTO BESSER: Valon Behrami hat den Spitznamen »Der Krieger«. Und das mit doppelter Bedeutung.

Valon Behrami hat eine bewegende Geschichte hinter sich. Sowohl sportlich als auch privat hatte es der 32-Jährige nicht immer einfach. Inzwischen geniesst der Italien-Legionär aber ein hohes Ansehen in der Schweiz.

Die Wichtigkeit eines Spielers erkennt man oft erst, wenn er gar nicht zum Einsatz kommt. So wie zuletzt Valon Behrami, der Kämpfer im Schweizer Mittelfeld. In den Boulevardmedien wird der 32-Jährige martialisch auch als »Der Krieger« betitelt. Also ein Profi, der vorangeht und die Mannschaft antreibt. Und der vor allem in schlechten Phasen auch mal ein Zeichen setzt. Behrami selbst nimmt die Rolle gerne an. »Mit der Erfahrung wird vieles einfacher. Ich kämpfe gerne für meine Mitspieler. Seit ich nicht mehr nur am mich denke, ist vieles einfacher«. Denn nicht immer war Behrami dieser Teamplayer. Als junger Akteur hatte er ein schweres Standing. Arrogant, abgehoben und egozentrisch sei er. Das habe auch gestimmt, sagt Behrami offen. »Es ging zu schnell nach oben für mich. Und wenn du arrogant bist, musst du sportlich stark sein. Das war ich aber nicht, deshalb war ich im Team ein Aussenseiter.« Doch diese Zeiten sind vergessen. Mit der Reife des Alters hat sich Behrami inzwischen eine starke Akzeptanz erarbeitet. Als er bei den letzten Länderspielen wegen Verletzungen nicht einsatzfähig war, blieb er nicht daheim als TV-Zuschauer. Nationalcoach Vladimir Petkovic berief den »Aggressive-Leader« in das Kader, um die Mannschaft neben dem Platz zu unterstützen. Denn Behrami ist nicht nur sportlich wichtig, sondern inzwischen auch menschlich eine unverzichtbare Grösse. So steht seine eigene Geschichte stellvertretend für die heutigen Geschehnisse in der Welt. Nachdem sein Vater 1990 während des Balkan-Kriegs von serbischen Polizisten verprügelt wurde, flüchtete Familie Behrami ins Tessin. Der Start im neuen Land sei schwer gewesen, berichtet der 32-Jährige. »Wir kannten niemanden, das Essen schmeckte nicht, wir hatten zu viert nur ein kleines Zimmer.« Der Sport wurde für die Flüchtlingsfamilie zur Integration. Als Crossläufer wurde Behrami vier Mal Tessiner Meister. Der Verein sorgte auch mit einem Schreiben dafür, dass die Familie Behrami nicht abgeschoben wurde. So hat der Name »Der Krieger« für den Defensivspezialisten eine ganz eigene Bedeutung. Dabei will er das Leid eines Krieges nicht verschweigen. In einem Video für Amnesty International spricht Behrami offen über seine Erfahrungen. Eindrücklich spürt man, wie gereift der Italien-Legionär inzwischen ist. Das Image des jungen, arroganten Egozentrikers hat Behrami schon lange abgelegt. Stattdessen wirkt er nun als Führungsfigur im Schweizer Nationalteam. »Auf dem Platz kämpfe ich bis zum Umfallen«, beschreibt Behrami seine Spielweise. »Neben dem Platz versuche ich ruhig zu sein und jeden zu respektieren.«

BREEL EMBOLO

»Oh Embolo, oh Embolo, oh Embolo«

Img

DYNAMISCH, TOTAL BELIEBT: Stürmer Breel Embolo hat schon seinen eigenen Fan-Song.

Eine schwere Verletzung warf Stürmer Breel Embolo ein Jahr lang zurück. Der 20-Jährige hat sich zurückgekämpft. Bis zur WM will er seine absolute Topform wieder erreichen.

Der Ritterschlag für einen Fussballer ist sein eigener Fansong. Diese Ehre wurde Breel Embolo bereits bei der EM 2016 in Frankreich zuteil. Und da war der Stürmer gerade einmal 19 Jahre alt. Auf die Melodie von »The Lions sleeps tonight« schmettern die Schweiz-Fans den Refrain »I de Nati, de Schwizer Nati, do isch de Breel dihei, oh Embolo, oh Embolo, oh Embolo.« Zur Freude des Stürmers. »Der Song ist top«, sagt Embolo mit einem Lächeln.

Doch der EM-Flair ist beim 20-Jährigen derzeit verflogen. Nach dem Turnier wechselte der Angreifer vom FC Basel zu Schalke 04 – für die vereinsinterne Rekordablöse von 27 Millionen Franken. Eine ordentliche Bürde für ein Talent. Nach schneller Integration in Gelsenkirchen zeigte Embolo starke Leistungen – bis zum verhängnisvollen Spiel beim FC Augsburg. Dort wurde der Nationalspieler brutal umgegrätscht. Die niederschmetternde Diagnose: Komplizierte Fraktur des Sprunggelenks, gebrochenes Wadenbein, Riss der Syndesmose und des Innenbandes. Die Premieren-Saison von Embolo war nach sieben Einsätzen gelaufen, Rehazentrum statt Fussballplatz stand auf dem Programm. »Das war keine einfache Zeit«, gesteht der Jungstürmer.

Fast genau ein Jahr lang musste der Schweiz-Kameruner auf seinen achten Bundesliga-Einsatz warten, gegen Bremen wurde der 20-Jährige eingewechselt. »Es hat sich toll angefühlt, endlich wieder spielen zu dürfen«, sagt Embolo voller Emotionen. Doch der Weg zu alter Stärke ist steinig. Geduld ist gefragt im Aufbauprogramm. Aber sowohl die Verantwortlichen auf Schalke als auch Nationalcoach Vladimir Petkovic setzen voll auf den schnellen Stürmer. So gehörte Embolo direkt nach seinem Comeback auch wieder dem Nationalkader an. Und er zeigt sich kämpferisch. »Ich bin immer positiv geblieben und hab ich mich auch in der Verletzungspause weiterentwickelt. Das will ich nun zeigen.« So freuen sich die Fans darauf, noch oft inbrünstig den »Embolo-Song« schmettern zu dürfen. Hoffentlich auch in Russland.

STEPHAN LICHTSTEINER

Der Captain geht voran

Img

IMMER FOKUSSIERT: Stefan Lichtsteiner ist der Captain und Dampfmacher auf der rechten Aussenbahn.

Stephan Lichtsteiner sagt, seine grösste Stärke sei sein unbändiger Siegeswille. Mit dieser Einstellung hat es der 33-Jährige bis zum Captain der Nationalmannschaft gebracht.

Stephan Lichtsteiner kennt nur eine Richtung: Nach vorne, immer aktiv, immer mittendrin. Schon als Youngster beim Grasshopper Club Zürich setzte sich der 33-Jährige mit diesem Selbstbewusstsein durch. So waren die Hoppers zur damaligen Zeit das Nonplusultra in der Schweiz. Für den jungen Aussenverteidiger war dies ein Ansporn, als er im Jahr 2000 vom FC Luzern zu GC wechselte. »Ich sah beim Grasshopper Club die besten Perspektiven, mich als Profi durchzusetzen«, sagt Lichtsteiner. Und dieses Ziel gelang mit Bravour. So gehörte er jenem Team an, das im Jahr 2003 den letzten Meistertitel für den Schweizer Rekordchampion einfuhr. Mit 21 Jahren zog es Lichtsteiner im Sommer 2005 hinaus in die europäische Fussballwelt. »Ich hörte öfter, dass mein Wechsel nach Frankreich zu Lille zu früh käme«, erinnert sich Lichtsteiner. Doch der Nationalspieler setzt sich seit jeher gegen alle Widerstände durch.

Der Dauerläufer ist kein begnadeter Techniker und auf dem Platz auch nicht für die Kabinettstückchen zuständig. Ehrliche Arbeit kombiniert mit Einsatz und Leidenschaft, das sind seine Stärken. Und als es im Frühjahr 2016 darum ging, wer neuer Captain des Nationalteams wird, war schnell klar: Dieses Amt gehört Lichtsteiner. Denn ein Führungsspieler in der Landesauswahl ist der Aussenverteidiger schon lange. Darüber hinaus hat er mit Juventus Turin zahlreiche Titel eingefahren. Das habe seinen Status erhöht, weiss der Innerschweizer. »Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich anderen helfen kann. Ich spüre sehr gut, wer mal mehr Unterstützung braucht«, präsentiert sich der Routinier als »echter« Captain.

Die WM in Russland wird wohl sein letztes Weltturnier sein. So fokussiert Lichtsteiner seine ganze Kraft auf kommenden Sommer. »Ich habe noch zwei, drei gute Jahre vor mir. In dieser Zeit will ich Vollgas geben, damit ich nach meiner Karriere sagen kann, dass ich alles erreicht habe, was ich erreichen wollte.«

XHERDAN SHAQIRI

Die Sehnsucht nach der grossen Bühne

Img

DER MANN FÜR DIE BESONDEREN MOMENTE: Xherdan Shaqiri zauberte an der EM 2016 das 1:1 gegen Polen ins Netz und will auch in Russland glänzen.

Xherdan Shaqiri ist der spektakulärste Spieler der Schweiz. Mit 26 Jahren ist er im besten Fussballeralter. Schafft Shaqiri aber nochmal den ganz grossen Durchbruch?

Er ist der kreative Part im Schweizer Nationalteam. An guten Tagen verzückt Xherdan Shaqiri die Fans mit tollen Dribblings und spektakulären Toren. Nur: Immer wieder hatte der 26-Jährige zuletzt mit kleineren Verletzungen und Formschwankungen zu kämpfen. Der Techniker gibt sich aber zielsicher. »Ich bin wieder topfit und greife voll an.« Denn eigentlich sah der Karriereplan des gebürtigen Kosovo-Albaners doch etwas anders aus. Von Basel ging er als junger Hoffnungsträger zum FC Bayern. Unter Jupp Heynckes war der »Zauberzwerg« ein wichtiger Spieler. Ob von Beginn weg oder als Joker – Shaqiri stand immer parat. Doch irgendwann begann der leise Abstieg, auch durch die eigenen Ambitionen. Shaqiri wollte immer spielen, zum Stamm der Mannschaft gehören. Doch im Starensemble des FC Bayern hatte er (zu) wenige Chancen. So wechselte der Nationalspieler zu Inter Mailand, was sich aber als Missverständnis herausstellte. Nach einem halben Jahr war Schluss in Italien. Shaqiris Plan: Einen Schritt zurück, um wieder voran zu kommen. Die Lösung: Stoke City in der Premier League. Seit Sommer 2015 spielt er dort. Die Fans verehren ihn, Coach Mark Hughes baut auf seinen Dribbelkünstler. Und gerne packt Shaqiri die »Zauberkiste« aus und macht spektakuläre Tore. Aber dies eben bei einem Club, der im Tabellenmittelfeld feststeckt. So gibt es oft Gerüchte, dass der Schweizer bald wieder bei einem Topclub anheuern wird. Shaqiri selbst relativiert diese Voraussagen. Er fühle sich wohl bei Stoke, betont der 26-Jährige. Die WM in Russland kommt für Shaqiri dennoch genau zum richtigen Zeitpunkt. Auf der grossen Fussball-Bühne will er allen beweisen, was ihn ihm steckt. Selbstbewusst genug ist der »Kraftwürfel«. Und auch mit Druck kann der Techniker gut umgehen, wie er zuletzt bei der EM 2016 in Frankreich bewiesen hat, als er in den Achtelfinals gegen Polen mit einem wunderschönen Seitfallzieher den Ausgleich erzielte. Das spätere Aus im Penaltyschiessen wurmt den 26-Jährigen bis heute. So hat er sich für die WM einiges vorgenommen. Shaqiri: »Es ist Zeit, dass wir den nächsten Schritt machen.« So scheiterte die Schweiz bei den Weltmeisterschaften 2006 und 2014 und bei der EM 2016 jeweils in den Achtelfinals sowie bei der WM 2010 und EM 2008 bereits in der Gruppenphase. In Russland soll es jetzt endlich höher hinausgehen – schliesslich will sich Shaqiri möglichst lange auf der Weltbühne des Fussballs präsentieren.

YANN SOMMER

Keine Grenzen setzen

Img

STARK IM EINS-GEGEN-EINS GEGEN DIE BESTEN DER WELT: Yann Sommer ist der Rückhalt zwischen den Pfosten, hier gegen Weltstar Cristiano Ronaldo.

Keeper Yann Sommer macht erst gar nicht auf Understatement. Der 28-Jährige will in Russland voll durchstarten – auch dank gesunder Ernährung.

Das Selbstvertrauen ist gross: »Mein Ziel ist der WM-Titel«, sagt Keeper Yann Sommer. Der 28-Jährige ist die Nummer 1 im Nationalteam und bei Borussia Mönchengladbach. Dabei besticht Sommer vor allem mit tollen Reflexen, einer starken Sprungkraft und grosser Ruhe. »Dazu hat er den Mut, Eins-gegen-Eins-Situationen für sich zu entscheiden. Das macht einen Klassekeeper aus«, weiss Ex-Nationaltorwart Pascal Zuberbühler. Und ganz wichtig: Sommer ist auch ein guter Fussballer. »Ein Keeper der modernen Schule eben«, sagt Zuberbühler kurz und knapp.

Mit der Erfahrung aus über 400 Pflichtspielen ist der Bundesliga-Legionär auf dem Höhepunkt seines Schaffens. »Die Routine macht bei einem Torwart viel aus. Ich habe schon jede Situation in einem Spiel erlebt«, sagt Sommer. Ist er auf dem Platz lautstark und aktiv, gehört der Keeper privat eher zur ruhigeren Sorte. Zur Ablenkung spielt er Gitarre. Dazu betreibt er den Blog »Sommer kocht«, in welchem der Nationalspieler Tipps und Tricks für sportlergerechte Ernährung gibt. Bereits mit 17 Jahren zog der Waadtländer von zu Hause aus. Deshalb habe er früh auf eigenen Beinen stehen müssen, sagt Sommer. »So kam ich zum Kochen. Dabei kann ich gut abschalten«, offenbart der 28-Jährige eines seiner Erfolgsrezepte.

Bei der WM in Russland wird der »Fussball-Koch« natürlich nicht selbst am Herd stehen. Geht es nach dem Nationalgoalie, wird er auf sein Hobby bis ganz zum Schluss des Turniers verzichten müssen. »Wir sollten uns keine Grenzen setzen«, sagt Sommer offensiv.

GRANIT XHAKA

Leader, Nummer 10 und Heisssporn

Img

TAKT- UND IDEENGEBER IM SCHWEIZER SPIEL: Granit Xhaka hat sich auch bei Arsenal London etabliert.

Granit Xhaka ist die zentrale Figur im Schweizer Spiel. Der 25-Jährige gibt den Takt vor – und sollte besser darauf verzichten, zu oft die Grätsche auszupacken.

Granit Xhaka kommt etwas »unschweizerisch« daher. Schon seit Beginn seiner Karriere beim FC Basel, als er mit 17 Jahren sein Profidebüt gab, strotzt der inzwischen 25-Jährige vor Selbstvertrauen. Er wolle einmal der beste Mittelfeldspieler der Welt werden, gab er als junger Heisssporn zu Protokoll. »Man muss sich schliesslich Ziele setzen«, sagt Xhaka mit einem schelmischen Grinsen. DER Beste der Welt ist der England-Legionär zwar nicht, aber sicherlich gehört er zu den besten Spielmachern in Europa. Beim FC Arsenal laufen die Spielfäden bei Xhaka zusammen. »Seine Konzentration, seine Hingabe und seine Fähigkeiten sind aussergewöhnlich«, lobt Arsenal-Coach Arsène Wenger. Wären nur nicht immer wieder diese kleinen Aussetzer in seinem Spiel. Schon zu Bundesligazeiten bei Mönchengladbach war der 25-Jährige oft Platzverweis-gefährdet. So erteilte ihm Wenger bereits ein Tacklingverbot. Xhaka sei kein grosser Grätscher, sagt die Arsenal-Trainerlegende. Umso überzeugender ist Xhaka dafür in seinen technischen und taktischen Fähigkeiten. Geschmeidig am Ball, behält er immer den Überblick. Mit schnellen Aktionen kann er die Offensivspieler lancieren, aber auch selbst in den Abschluss gehen. Diese Spielweise erfordert viel Mut – und ein grosses Selbstvertrauen. So sagte Xhaka bereits vor der WM 2014 in Brasilien, dass er seine Koffer für vier Wochen packen werde. »Wenn ich zu einem Turnier fahre, dann will ich es auch gewinnen«, ist das Credo des 25-Jährigen.

JOSHUA KIMMICH

Lahms Erbe

Img

SCHAFFTE ES SCHON INS ALLSTAR-TEAM BEI DER EURO 2016: Joshua Kimmich, der Nachfolger von Philipp Lahm im Weltmeister-Team.

Als die DFB-Auswahl in Rio den 4. Stern holte, kickte er noch in der 3. Liga. Aber längst ist Joshua Kimmich der Shooting-Star im Team der Weltmeister. Nicht nur, dass er das Erbe von Philipp Lahm angetreten hat, der nach der WM 2014 seinen Rücktritt eingereicht hatte. Kimmich ist ein Rechtsverteidiger mit anderen Attributen. Und füllt diese Position schon so eindrucksvoll aus, dass er beim Confed-Cup in Russland im Sommer 2017 bereits die Kapitänsbinde trug, wenn Julian Draxler mal nicht auf dem Rasen stand.

Inzwischen ist Kimmich 22 Jahre alt. Inzwischen ist er Deutscher Meister und Confed-Cup-Sieger. Inzwischen stand er im All-Star-Team der Euro 2016, als er sich überraschend einen Stammplatz sicherte, sowohl im Abwehr- als auch im Offensivspiel wichtige Akzente setzte. Und das, obwohl er erst am 29. Mai 2016 bei der 1:3-Testspielniederlage gegen die Slowakei sein Debüt in der A-Elf gegeben hatte. Kimmich ist ein Schnellstarter.