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Originalcopyright © 2017 Südpol Verlag

Corinna Böckmann und Andrea Poßberg GbR, Grevenbroich

Autor: Nicolas Gorny

Illustrationen: Pascal Nöldner

E-Book Umsetzung: Leon H. Böckmann, Bergheim

ISBN 978-3-943086-37-9

Alle Rechte vorbehalten.

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Inhalt

1. Der faulste Hund der Welt

2. Das Gammelwürstchen

3. Sensationelle Superkräfte

4. Gestatten, Supermops!

5. Gefahr, Gefahr!

6. Der dreiste Dackelraub

7. Verfolgung aufgenommen!

8. Im Schurkenversteck

9. Doktor Uhrengifts heimtückischer Plan

10. Das große Finale

11. Zwei geheimnisvolle Helden retten den Tag

Der faulste Hund der Welt

Helge starrt auf das kleine, schnarchende Etwas, das zusammengerollt in seinem Bett liegt. Es ist ein ziemlich dickes, kleines Etwas. Wobei das Wort dick nicht ganz ausreicht.

In Wirklichkeit ist dieses Etwas nämlich regelrecht fett und sieht aus wie ein prall gestopftes Würstchen. Ein Würstchen mit Fell und Pfoten. Denn dieses Etwas ist ein Hund. Genauer gesagt ein Mops.

»Komm, steh auf, Mops!«, sagt Helge. »Lass uns rausgehen.«

Er klatscht ein paar Mal in die Hände, doch Mops rührt sich keinen Millimeter. Auch nicht, als Helge sich zwei Finger in den Mund steckt und einen schrillen Pfiff ausstößt. Mops’ Ohren zu­cken nicht einmal. Dieser Köter schnarcht einfach weiter.

Unfassbar.

»Na schön. Von mir aus«, seufzt Helge. »Schlafen. Essen. Kacken. Das ist alles, was du kannst. Wenn Mama mir ein Krokodil gekauft hätte, dann hätte ich jetzt wenigstens jemanden zum Spielen.«

Helge hat sich immer ein aufregendes Haustier gewünscht. Ein Krokodil eben. Wobei er sich auch mit einer Hyäne zufriedengegeben hätte. Oder einer Schlange …

Aber stattdessen hat er Mops bekommen. Zu seinem sechsten Geburtstag.

Helge erinnert sich noch, wie aufgeregt er gewesen ist, als seine Mama ihm die Papp­schachtel aus der Zoohandlung überreicht hat. Denn in der Schachtel hat es vielversprechend geraschelt. Also hat Helge gedacht, es sei womöglich ein Skorpion darin. Oder eine Vogel­spinne. Oder eine giftige Echse.

Er hat vorsichtig den Deckel gehoben und einen Blick in die Schachtel geworfen …

»Na, freust du dich?«, hat Helges Mama gefragt. Ein kleiner, dicker Hund hat in der Schachtel gesessen. Helge ist ganz schön enttäuscht gewesen. Der Hund hat verschlafen eins seiner murmelrunden Glubschaugen geöffnet, kurz damit geblinzelt und ist dann sofort wieder eingeschlafen.

»Kann ich ihn gegen ein Krokodil umtauschen?«, hat Helge hoffnungsvoll gefragt. »Ich passe auch auf, dass es niemanden frisst. Versprochen.«

Aber daraus ist nichts geworden. Auch zwei Jahre später hat Helge noch immer dieses kleine, dicke Etwas an der Backe.

Selbstverständlich hat Helge seinen Hund trotz­­dem gern. Mops ist ja eigentlich auch ganz niedlich. Vor allem sein kleines Ringel­schwänz­chen. Nur, dass er sich so gut wie nie bewegt und andauernd schläft, ist irgendwie … nun ja, langweilig eben.

Mops hat zu nichts Lust. Zu gar nichts. Weder zum Ballspielen im Garten, noch zum Stöckchen Jagen im Park. Er will kein Pirat sein und auch nicht so tun, als sei er ein Geheimagent mit
Ge­heim­­­­auftrag. Nicht mal für ein Geflügel­würstchen.

Dabei hat Helge alles versucht, um aus Mops ein gefährliches Raubtier zu machen. Schließlich stammen Hunde von Wölfen ab. Sogar die Kleinen. Daher muss auch etwas Wildes in Mops stecken. Irgendwo ganz tief drinnen.

Helge hat ihm aus diesem Grund schon die verschiedensten Namen gegeben. Wirklich bedrohlich klingende Namen wie Knochen­knacker, Fleischfetzer oder Blutbeißer. Helge hat die leise Hoffnung gehabt, dadurch Mops’ Raubtier­instinkte zu wecken. Doch Mops will auf keinen dieser Namen hören. Nur der Name Mops scheint ihm zu gefallen.

Auch Helges verzweifeltes Vorhaben, Mops das Jagen beizubringen, ist bisher ohne Erfolg geblieben. Jedes Mal, wenn er mit einer von Papas stinkigen Tennissocken vor Mops’ platter Hundenase herumwedelt und ihn auffordert, den zweiten Strumpf zu suchen, antwortet Mops mit einem gleichgültigen Gähnen.

Mops ist und bleibt einfach der faulste Hund der Welt.